Kritik an Gabriel nach geplatzter Aixtron-Übernahme

670 Millionen Euro wollte ein chinesisches Unternehmen für den deutschen Spezialmaschinenbauer Aixtron auf den Tisch legen. Die Bundesregierung war einverstanden – bis Einspruch aus den USA kam. Jetzt ist der Deal gescheitert.

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Kritik an Gabriel nach geplatzter Aixtron-Übernahme

(Bild: Aixtron)

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Nachdem sich der chinesische Investor aufgrund des US-Vetos zurückgezogen und die Übernahme des Spezialmaschinenbauers Aixtron abgesagt hatte, muss sich die Bundesregierung Kritik gefallen lassen. "Es ist doch paradox, auf der einen Seite unseren Handlungsspielraum einzuschränken und uns damit die Mittel zu nehmen, unsere Technologie weiterzuentwickeln und gleichzeitig festzustellen, dass wir an der Technologie von übermorgen arbeiten", sagte Aixtron-Chef Martin Goetzeler dem Handelsblatt. Im Unternehmen ist man "enttäuscht", dass die Übernahme geplatzt ist.

Das chinesische Konsortium GCI hatte Aixtron für rund 670 Millionen Euro übernehmen wollen. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte zunächst grünes Licht gegeben, die Unbedenklichkeitsbescheinigung dann aber wieder zurückgezogen. Medienberichten zufolge sollen die US-Behörden im Bundeskanzleramt interveniert haben. Die USA sind bei der Entscheidung mit im Boot, weil Aixtron eine Niederlassung in Kalifornien hat, bei der rund 100 Mitarbeiter ein Fünftel des Unternehmensumsatzes erwirtschaften. Der Deal scheiterte schließlich am Veto der US-Regierung.

Den Zick-Zack-Kurs des Wirtschaftministeriums hatte Unternehmensgründer Holger Jürgensen als "Dolchstoß gegen Schlüsseltechnologien" scharf kritisiert. Sein Nachfolger sieht nun die Politik am Zug. "Deutschland will den Hochtechnologiestandort fördern und ist gefordert, im Interesse der Sicherheit und der Arbeitsplätze zu handeln", sagte Goetzeler und forderte Hilfen von der Bundes- wie Landesregierung, um seinem Unternehmen langfristig das Überleben in der jetzigen Form zu ermöglichen. Aixtron schreibt derzeit tiefrote Zahlen.

Auch die Aktionärsvereinigung DSW kritisierte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Er habe in dem Geschäft eine "sehr unglückliche und viel zu passive Rolle gespielt", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Damit habe sich Gabriel zum Erfüllungsgehilfen von US-Wirtschaftsinteressen gemacht. Den Schaden hätten jetzt die Aktionäre. Der Kurs der Aixtron-Aktie sackte am Donnerstag um mehr als drei Prozent ab. Angesichts wachsender Zweifel am Erfolg der Übernahme hatte das Papier bereits in den vergangenen Wochen rapide an Wert verloren. (Mit Material der dpa) / (vbr)