Der letzte der Sieben: US-Astronaut John Glenn ist tot

John Glenn, einer der sieben Mercury-Astronauten, ist verstorben. Glenn hatte 1962 als erster Amerikaner die Erde umkreist. Er beließ es aber nicht bei dieser Leistung und flog mit 77 Jahren noch einmal ins All.

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Erster Amerikaner, der die Erde umkreiste: John Glenn gestorben

Glenn und ein "Celestial Training Device" im Jahr 1962.

(Bild: NASA)

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Der US-Astronaut John Glenn, der als erster Amerikaner die Erde umkreiste, ist am Donnerstag verstorben. Er starb im Alter von 95 Jahren in einem Krankenhaus im US-Bundesstaat Ohio. Damit lebt nun auch der letzte der sieben Mercury-Astronauten der NASA nicht mehr. Das Mercury-Programm war das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA.

"Der Tod von John Glenn macht uns traurig", teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA mit. Sie rekapituliert auf ihrer Webseite die Verdienste Glenns für die Raumfahrt. Der Chef der NASA, Charles Bolden, sagte, Glenn sei "ein wahrer amerikanischer Held" gewesen. Viele US-amerikanische Prominente und Politiker äußern sich in ihren Beileidsbekundungen und Nachrufen ähnlich.

Glenn umrundete am 20. Februar 1962 als erster US-Amerikaner in der Mercury-Kapsel "Friendship 7" die Erde. Seine Mission dauerte knapp fünf Stunden. Der damalige US-Päsident John F. Kennedy feierte Glenn für diese Leistung öffentlichkeitswirksam. In Wettlauf mit der Sowjetunion hatte Glenn einen entscheidenden Meilenstein für die USA erreicht.

Der allererste Amerikaner im Weltraum war Glenn allerdings nicht. Diese Ehre wurde am 5. Mai 1961 dem 1998 gestorbenen Alan Shepard zuteil, der an Bord einer Mercury-Kapsel ins All geschossen wurde und wenige Sekunden in der Schwerelosigkeit verbrachte.

Glenn hatte sich der Legende nach mit einem Wutausbruch die Chance auf diese Pole-Position selbst verbaut: Das Mitglied der Presbyterianer-Kirche rief seine lebenslustigen Astronautenkollegen 1961 recht harsch dazu auf, nicht jeder Frau hinterherzurennen, weil sie damit den Ruf des gesamten Raumfahrtprogramms gefährdeten. Die verärgerten Kollegen rächten sich und stimmten dagegen, dass Glenn als erster oder zweiter Amerikaner ins All fliegt.

Sein Flug mit der "Friendship 7" blieb Glenn in lebendiger Erinnerung. "Der Tag hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt", sagte er ein halbes Jahrhundert später dem Radiosender NPR. "Es fühlt sich an, als ob es erst zwei Wochen her wäre und nicht 50 Jahre. Zurückschauen ist okay – aber ich schaue lieber nach vorne."

Diesem Motto schien er stets treu geblieben zu sein. Mit 77 Jahren erlangte Glenn die Auszeichnung als bisher ältester Mensch im All gewesen zu sein. Er umkreiste vom 29. Oktober bis zum 7. November 1998 mit der Raumfähre Discovery mehrfach die Erde. Es sollte bei dieser Mission unter anderem untersucht werden, wie sich die Schwerelosigkeit auf ältere Menschen auswirkt.

US-Astronaut John Herschel Glenn (10 Bilder)

John Glenn und die Mercury-Kapsel, mit der er die Erde umrundete.
(Bild: NASA)

Geboren wurde Glenn 1921 im US-Bundesstaat Ohio als Sohn eines Eisenbahnschaffners. Nach einem Mathematikstudium kam er 1942 als Kadett zu den Marinefliegern. Schon zwei Jahre später flog er im Zweiten Weltkrieg von den Marshall-Inseln aus rund 60 Kampfeinsätze im Pazifik, Jahre später während des Korea-Feldzugs noch einmal so viele. Er zählte zu den erfolgreichsten Piloten seiner Zeit, wurde dutzendfach dekoriert. Dann testete er als Versuchsflieger neue Flugzeuge und wurde so schließlich Astronaut. Von 1974 bis 1999 saß er überdies für seinen Heimatstaat Ohio im US-Senat.

Glenn in seinem Schutzanzug im Jahr 1962

(Bild: NASA)

Via Twitter kondolierten unter anderem Ohios Gouverneur John Kasich und der designierte US-Präsident Donald Trump dem Verstorbenen. Kasich schrieb, dass sein Tod "ein Anlass zur Trauer für uns alle" sei. Trump würdigte die Verdienste Glenns: "Er war ein Held und hat Generationen von zukünftigen Forschern inspiriert". Er werde fehlen.

Der amtierende US-Präsident Barack Obama stellte fest, dass Glenn den Amerikanern beigebracht habe, dass es "mit Mut und Entdeckergeist keine Grenze gibt bei den Höhen, die wir zusammen erreichen können". Glenn habe Generationen von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Astronauten begeistert. "Der letzte von Amerikas ersten Astronauten hat uns verlassen. Aber ihr Beispiel lehrt uns, dass unsere Zukunft auf der Erde uns dazu zwingt, in neue Höhen zu streben."

Raumschiff Enterprise-Darsteller George Takei (79) postete auf Twitter ein Schwarz-Weiß-Foto von Glenn in Astronautenuniform und schrieb: "Er hat uns ermutigt, nach den Sternen zu greifen und nun geben wir ihn traurig an sie zurück." (mit Material der dpa) / (kbe)