Roboterhersteller Kuka: Übernahme durch Chinesen steht fast nichts mehr im Weg

Die Roboter des Traditionsunternehmens Kuka stehen für die Automatisierung der Industrie wie kaum eine andere Maschine. Doch künftig dürfte der deutsche Vorzeigebetrieb in chinesischer Hand sein.

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Kuka-Vorstand empfiehlt Aktionären Verkauf an chinesischen Investor

(Bild: Kuka)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ulf Vogler
  • dpa

Die Bilder mit den Robotern des Herstellers Kuka gingen in diesem Jahr um die Welt. Im April ließen sich US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine der High-Tech-Maschinen der Augsburger bei der Hannover Messe vorführen. Im September tanzte dann die unterschenkelamputierte Snowboarderin Amy Purdy bei der Eröffnungsfeier der Paralympics in Rio de Janeiro mit einem Kuka-Roboter.

Doch in der Welt der Politik und Wirtschaft war eine andere Kuka-Geschichte monatelang präsent: Der chinesische Investor Midea wird nach einem erfolgreichen Kaufangebot Anfang des kommenden Jahres fast alle Aktien des deutschen Vorzeigeunternehmens übernehmen. Derzeit werden die letzten Hürden bei dem Geschäft übersprungen.

Da Kuka als eines der Schlüsselunternehmen der sogenannten Industrie 4.0 gilt, stand die Übernahme mehr als andere im Fokus der Politik. Als Midea das lukrative Übernahmeangebot vorlegte, hofften viele in Berlin und Brüssel auf eine Gegenofferte eines europäischen Konzerns – letztlich vergeblich.

Fast alle Genehmigungsbehörden haben bereits grünes Licht gegeben. Probleme gibt es allerdings mit Rüstungsgeschäften von Kuka in den USA. Dort prüfen zwei Behörden Übernahmen darauf, ob das Geschäft sicherheitsrelevante und militärische Interessen der USA tangiert. Wegen eines chinesischen Investors bei einem Lieferanten wie Kuka könnten die Aufsichtsbehörden ein Veto einlegen.

Dies betrifft nach Angaben von Kuka-Vorstandschef Till Reuter zwar nur einen Teil des Flugzeugindustriegeschäfts in den Staaten. Aber: "Wir haben festgestellt, dass sich unsere zivilen und militärischen Aktivitäten in dem Bereich Aerospace in den USA nicht wirklich gut trennen lassen." Daher soll dieser Bereich bis Anfang 2017 verkauft werden. Dann könnte die Übernahme wie geplant im ersten Quartal 2017 abgeschlossen werden, ist sich Reuter sicher.

Der Haushaltsgerätehersteller Midea war im Frühjahr bereits mit 13,5 Prozent an Kuka beteiligt. Dann machten die Chinesen den anderen Aktionären das Angebot, für je 115 Euro die restlichen Papiere zu übernehmen. Da der Preis weit über dem Börsenkurs lag, machten die Aktionäre reihenweise von dem Angebot Gebrauch. Auch Kuka-Spitzenmanager gaben ihre Papiere ganz oder teilweise ab. Letztlich wird Midea künftig 94,6 Prozent der Aktien halten. Rund 3,7 Milliarden Euro hat sich Midea das Übernahmeangebot kosten lassen.

Midea ist kein Einzelfall: Immer mehr chinesische Investoren interessieren sich für technologisch führende deutsche Unternehmen. Aktuell wollen Chinesen bei Osram einsteigen. Die Arbeitnehmervertreter des Lichttechnikkonzerns gehen deswegen gerade auf die Barrikaden.

Bei Mideas Übernahme des Roboterspezialisten gab es hingegen kaum Widerstand von der Gewerkschaft. Dies lag in erster Linie daran, dass Midea vertraglich zugesichert hat, die 12.600 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2023 zu erhalten. "Dieser Zeitraum geht deutlich über bekannte Vereinbarungen hinaus", begrüßte Augsburgs IG-Metall-Chef und stellvertretender Kuka-Aufsichtsratschef Michael Leppek die Vereinbarung. (nij)