Personalisierte Krebsimpfung gegen Leukämie

Die Krebserkrankung akute myeloische Leukämie lässt sich insbesondere bei älteren Patienten mit Chemotherapien nur selten dauerhaft bekämpfen. Hoffnung weckt jetzt eine erfolgreich verlaufene Studie mit einer speziellen Immuntherapie.

vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Emily Mullin

Kurz nach der Rückkehr von einer Reise zur Fußball-WM 2010 in Südafrika zusammen mit seinem Sohn wurde bei dem US-Amerikaner Ernest Levy akute myeloische Leukämie festgestellt. Die Prognosen der Ärzte für Levy, heute 76, waren nicht gut: Fünf Jahre nach der Entwicklung der Krebserkrankung, die das Knochenmark schädigt, ist nur noch jeder vierte erwachsene Patient am Leben.

Levy aber nahm einer klinischen Frühphasen-Studie des Beth Israel Deaconess Medical Center teil, einem Lehrkrankenhaus der Harvard Medical School in Boston, bei der ein Impfstoff gegen die Krankheit getestet wurde. Nach einer Chemotherapie bekamen er und die anderen Studienteilnehmer den experimentellen Impfstoff. Er zielt darauf ab, Immunzellen dazu zu bringen, Krebszellen als fremd zu erkennen und anzugreifen, erklärt David Avigan, Leiter des Cancer Vaccine Program am Beth-Israel-Zentrum.

Wie die Ergebnisse der Studie zeigen, löste der Impfstoff tatsächlich kräftige Immunreaktionen gegen Krebszellen aus und hat bei der Mehrzahl der Patienten einen Rückfall verhindert – auch bei Levy. Von den 17 durchschnittlich 63 Jahre alten Patienten sind 12 auch vier Jahre und mehr nach der Impfung in Remission, also offenbar krebsfrei, berichteten Avigan und seine Co-Autoen Anfang Dezember in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine. Wie die Forscher feststellten, erkannten nach der Impfung mehr Immunzellen die Krebszellen der akuten myeloischen Leukämie.

Akute myeloide Leukämie wird üblicherweise mit einer Kombination von Chemotherapien behandelt, doch nach dieser Therapie kehrt der Krebs häufig zurück, insbesondere bei älteren Patienten.

Therapeutische Impfstoffe wie der bei Levy getestete sollen zum Immunsystem gehörende T-Zellen so aktivieren, dass sie Krebszellen erkennen und bekämpfen; es sollen mehr Antikörper produziert werden, die an die Oberfläche der Krebszellen binden. Die Produktion von wirksamen Impfstoffen hat sich jedoch bislang als Herausforderung erwiesen. Viele der Kandidaten zeigten in klinischen Studien keine positive Wirkung oder führten zu nur unwesentlich höheren Überlebensraten.

Der von Avigan und seine Kollegen entwickelte Impfstoff ist deshalb personalisiert. Die Forscher entnahmen ihren Patienten Leukämiezellen und froren sie während der Chemotherapie ein. Dann wurden die Zellen wieder aufgetaut und mit dendritischen Zellen kombiniert – Immunzellen, die krebsbekämpfende T-Zellen freisetzen. Die Herstellung des Impfstoffs dauerte etwa zehn Tage, nach weiteren drei bis vier Wochen war er fertig für die Anwendung.

Viele Krebsimpfungen zielen auf ein einzelnes Ziel oder Antigen ab. Wenn das Antigen in den Körper injiziert wird, löst es eine Immunreaktion aus. Der Körper beginnt mit der Produktion von T-Zellen, die dieses Antigen, das auch auf der Oberfläche der Krebszellen vorhanden ist, erkennen und angreifen. Um eine stärkere Wirkung zu erreichen, nutzte das Team von Avigan eine Mischung aus Zellen mit vielen Antigenen.

Die Zahl der Patienten in der Studie war zwar gering, doch laut Avigan war das Ergebnis so interessant, dass die Tests auf weitere Patienten ausgeweitet werden sollen. Auch bei anderen Krebsarten wird der Ansatz der personalisierten Impfstoffe bereits getestet.

(sma)