Walter: "Die Menschheit wird ins All auswandern mĂĽssen"

Nach Ansicht des Astronauten Ulrich Walter wird die Menschheit spätestens in 80.000 Jahren ins All auswandern müssen, weil eine neue Eiszeit sie dazu zwingt.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Spätestens in 80.000 Jahren wird die Menschheit ins All auswandern müssen, weil eine neue Eiszeit sie dazu zwingt. Diese Ansicht vertritt der deutsche Physiker und Astronaut Ulrich Walter in einem Beitrag der kommenden Ausgabe von National Geographic Deutschland. Walter war 1993 Mitglied der D2-Mission und umrundete im Spaceshuttle Columbia zehn Tage lang die Erde. Der promovierte Physiker ist seit 1998 Programm-Manager für "Industry Consulting & Services – Medienlösungen" bei IBM Deutschland. Letzes Jahr veröffentlichte Walter das Buch "Zivilisationen im All. Sind wir allein im Universum?".

80.000 Jahre werden die Menschen seiner Meinung nach jedoch nicht warten, bis sie das All besiedeln: "Neugier, nichts als schiere Neugier" werde sie in den Raum hinaus treiben, sobald sichere Raumstationen installiert und die technischen Voraussetzungen geschaffen seien, den Mars zu besiedeln, glaubt Walter.

Die Befürchtungen des britischen Astrophysikers Stephen Hawking teilt er nicht. Hawking hatte Anfang Oktober in einem Vortrag in Edinburgh erklärt, entweder ein "Unfall oder die Erderwärmung" würden das Leben auf der Erde auslöschen. Die Menschheit könne nur überleben, wenn sie sich auf einem anderen Planeten ansiedle.

Allerdings, meint Walter, drohen Asteroiden-Einschläge, die alle paar hunderttausend Jahre große Teile der Tierwelt und der Menschheit vernichten. Ulrich Walter hält sowohl große Raumstädte für Millionen von Menschen sowie die Besiedlung des Mars für möglich. Da Wissenschaftler davon ausgehen, dass es auch auf dem Mars Wasser gibt, sei der Grundstock für den Aufbau einer erdähnlichen Atmosphäre gegeben. Bereits 100 Jahre nach dem Beginn eines künstlichen Treibhauseffektes könnten dort Flüsse und Seen entstehen. Nach 500 Jahren könnten sich Marsbewohner sogar frei bewegen, im Jahr 3000 wäre der Rote Planet grün und könnte Millionen von Menschen einen neuen Lebensraum bieten.

Während die US-Weltraumbehörde NASA noch um den Etat für einer bemannten Mars-Mission kämpft, übt die Mars Society schon ganz praktisch. Im Sommer 2001 will die Gesellschaft den Betrieb einer Mars-Station im Haughton-Krater auf Devon Island in Kanada testen. Die Bedingungen in diesem Krater sind denen auf dem Mars so ähnlich wie nur möglich. Für das Mars Analog Research Station Project sucht die Mars Society noch Freiwillige. Unter Leitung der deutschen Sektion der Mars Society arbeiten europäische Teams unterdessen an einer Weiterentwicklung der Station, dem so genannten M.A.R.S.2-Projekt. Bevor M.A.R.S.2 an einem marsähnlichen Ort, wie Devon Island aufgestellt wird, soll sie auf einer Ausstellung gezeigt werden. Mit der neuen Station soll der Einsatz von aufblasbaren Strukturen und der Einsatz von neuen Lebenserhaltungssystemen getestet werden. (wst)