Neuauflage des virtuellen Parteitags der Grünen erwünscht

Nach dem ersten virtuellen Parteitag der baden-württembergischen Grünen wünscht sich eine große Mehrheit der beteiligten Delegierten eine Neuauflage.

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  • dpa

Nach dem ersten virtuellen Parteitag der baden-württembergischen Grünen wünscht sich eine große Mehrheit der beteiligten Delegierten eine Neuauflage. Dies habe eine erste Auswertung von Fragebögen ergeben, sagte Gerhard Fuchs von der Stuttgarter Akademie für Technikfolgenabschätzung in einem dpa-Gespräch. Etwa 90 Prozent der Delegierten würden eine neuerliche Tagung via Internet zu anderen Themen begrüßen.

Die Akademie hat neben anderen Einrichtungen die wissenschaftliche Auswertung des virtuellen Delegiertentreffens von Bündnis 90/Die Grünen übernommen. Dazu wurden nach den Worten von Fuchs insgesamt 300 Fragebögen an die Delegierten, an beteiligte Parteimitglieder und an "Besucher" der Veranstaltung verteilt. Bis zur Abgabefrist am vergangenen Freitag gingen bei der Technikfolgenakademie etwa 150 Antworten ein. "Der Rücklauf ist vergleichsweise hoch", betonte Fuchs, stellvertretender Leiter der Akademie-Abteilung "Technik, Organisation, Arbeit".

Bei dem Internet-Parteitag wurde zwischen dem 24. November und dem 3. Dezember über Ladenschlusszeiten und elektronische Bürgerdemokratie beraten. Die Veranstaltung konnte von jedem beobachtet werden, der über einen Zugang zum weltweiten Netz verfügt. Mit einem zuvor zugeteilten Passwort konnten sich Grünen-Mitglieder in die Diskussion einschalten. Zur Teilnahme an den Abstimmungen hatten die Delegierten ein weiteres spezielles Passwort erhalten.

Die detaillierte Auswertung der Fragebögen wird sich nach den Worten von Fuchs noch über Wochen hinziehen. Erste Trends ließen sich aber aus den Antworten bereits herauslesen. So seien die meisten Delegierten mit der inhaltlichen Qualität der virtuellen Debatte zwar sehr zufrieden, vermissten aber die Stimmung und den unmittelbaren Kontakt eines herkömmlichen Parteitags.

Bei einer Folgeveranstaltung, so die Anregung, müsse es zumindest einen Chatroom geben. Der per Mausklick anwählbare Sektor "Parteitagsgeflüster" reichte vielen Delegierten offenbar nicht aus. Kritisiert wurde auch, dass zu wenig deutlich wurde, wer sich jeweils zu Wort meldete. Etwas mehr Moderation der teilweise seitenlangen Beiträge wäre aus Sicht manch eines Partei-Aktivisten gut gewesen. Als sehr verbesserungswürdig werteten viele Teilnehmer des Internet-Parteitags die visuelle Gestaltung der Seiten. "Eine bessere Benutzerführung wünschten sich viele", sagte der Technikfolgen-Forscher.

Weshalb sich nur vergleichsweise wenig Delegierte an den Abstimmungen über die beiden Hauptthemen des virtuellen Parteitags beteiligten, kann sich Fuchs nach der bisherigen Auswertung der Fragebögen allerdings nicht erklären. Technische Probleme, wie vom Landesvorstand der Grünen zunächst vermutet, könnten es wohl kaum sein. Nach Einschätzung von Fuchs waren die meisten Teilnehmer des virtuellen Forums durchaus erfahren im Umgang mit dem Medium Internet. Nur gut 70 von insgesamt 115 stimmberechtigten Parteimitgliedern hatten an den Abstimmungen über die Anträge teilgenommen. Eine Hoffnung der Parteiführung ging nach den Worten von Fuchs nicht in Erfüllung: "Es ist kaum gelungen, passive Mitglieder zu mobilisieren." (dpa) / (jk)