Vor 20 Jahren: Apple kauft Next und bringt Steve Jobs zurück

Auf der Suche nach einem neuen Betriebssystem kündigte der krisengeplagte Mac-Hersteller Ende 1996 die Übernahme von Next an – mitsamt des geschassten Gründers Steve Jobs. Dies legte den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte.

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Apple kauft Next
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

“Die Spekulationen um das nächste Macintosh-Betriebssystem sind beendet. Apple kauft Next Software, die Firma des charismatischen und eigensinnigen Apple-Mitbegründers Steve Jobs, zu einem Preis von 400 Millionen US-Dollar", schrieb Christian Persson am späten Abend des 20. Dezember 1996 auf heise online.

Apple gewinnt durch die Übernahme neben der Leitfigur Steve Jobs und der ausgezeichneten Entwicklermannschaft von Next zwei fehlende Software-Bausteine: Moderne Betriebssystemtechnologie und Komponenten für den unternehmensweiten Einsatz im Intra- und Internet.

Nextstep ist ein objektorientiertes Betriebssystem, basierend auf Unix und aufgebaut auf dem ursprünglich an der Carnegie-Mellon-Universität entwickelten Mach-Kernel. Die aktuelle Version 4.1 läuft auf Intel-Prozessoren, Motorolas 68xxx-Familie und Sun SPARC. Das Betriebssystem hatte zunächst auf Next-Hardware ("Cube") debütiert, deren Markterfolg jedoch ausblieb. Next wandelte sich zum Softwarehersteller und firmiert seit Anfang 96 offiziell als Next Software. Das auf den Mach-Ports basierende Objekt-Modell mit brillianten Werkzeugen für die plattformübergreifende Software-Entwicklung ist mit OpenStep und Web-Objects geradezu prädestiniert für verteilte Anwendungen in Intra- und Internet.

NextStep besitzt Schlüsseleigenschaften, die Entwickler und zunehmend auch Apple-Kunden von einem künftigen Macintosh-Betriebssystem forderten: Es bietet präemptives Multitasking, Multithreading, Speicherschutz für Applikationen und eine moderne objektorientierte Architektur.

Kaum jemand dürfte zu diesem Zeitpunkt geahnt haben, dass der krisengeschüttelte Computer-Hersteller aus Kalifornien mit diesem Schritt zugleich die Basis für den Aufstieg zu einem der größten Konzerne der Welt geschaffen hat. Nextstep respektive Openstep diente als Grundlage für Apples künftige Betriebssysteme – davon profitiert das Unternehmen noch heute.

Unter der Projektbezeichnung Rhapsody vereinte der Konzern das Unix-basierte OS mit der Platinum-Oberfläche von Mac OS 8, das gut zwei Jahre nach der Übernahme von Next als Mac OS X Server 1.0 erschien – und auf die schließlich die Mac OS X Public Beta folgte, die schon mit der neuen, bunten Bedienoberfläche Aqua ausgestattet war. Im Laufe der folgenden Jahre wurde aus Mac OS X schließlich OS X und nun (wieder) macOS, die Nextstep-Wurzeln blieben dabei erhalten. Bestimmte Elemente von Nextstep sind nach wie vor fester Bestandteil von macOS, dies reicht vom Dock bis hin zu vorinstallierten Programmen wie TextEdit und Mail.

NeXTstation mit Nextstep (15 Bilder)

Die NeXTstation, immer noch ein Publikumsmagnet in der c't-Redaktion.

Dem ehemaligen Next-Mitarbeiter Scott Forstall gelang es schließlich vor gut zehn Jahren, OS X für ARM-Prozessoren und damit den Einsatz auf Mobilgeräten anzupassen: iOS war geboren, ursprünglich von Apple noch als “OS X iPhone” und “iPhone OS” geführt.

Mit dem Kauf von Next holte Apple 1996 auch Steve Jobs zurück, ursprünglich in der harmlos scheinenden Rolle eines Beraters. Jobs ergriff aber innerhalb weniger Monate die Macht und drängte den damaligen Apple-Chef Gil Amelio schon Mitte 1997 aus der Konzernführung. Der Apple-Mitgründer richtete das Unternehmen anschließend neu aus und legte den Fokus auf wenige Produktlinien sowie die feste Verknüpfung aus eigener Hard- und Software.

Die vollständige Meldung zur Übernahme von Next durch Apple lässt sich weiterhin auf heise online nachlesen, wenn auch ohne Diskussionsforum:

(lbe)