LED-Straßenlaternen teils erst in 20 bis 30 Jahren

Die EU macht Druck, dass auch deutsche Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet wird. Doch in einigen Städten wird das noch mehrere Jahrzehnte dauern. Viele Laternen wurden vor kurzem modernisiert.

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LED-Straßenlaternen teils erst in 20 bis 30 Jahren

(Bild: Maximilian Dörrbecker, Lizenz Creative Commons CC BY-SA 2.5 )

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Von
  • Hannes A. Czerulla
Inhaltsverzeichnis

In den Haushalten sind LED-Leuchtmittel wegen des EU-weiten Verbots von Glühbirnen zum Standard geworden. Für die Umrüstung der Straßenlaternen und Ampeln auf energiesparende LED-Beleuchtung brauchen Deutschlands Kommunen hingegen noch Jahrzehnte. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) geht davon aus, dass eine flächendeckende Umrüstung auf LED-Technologie noch 20 bis 30 Jahre dauern könnte, wie es bei der Organisation in Berlin heißt.

Das liegt unter anderem daran, dass viele Städte erst im vergangenen Jahrzehnt ihre Straßenbeleuchtung auf energiesparende Natriumdampf-Hochdrucklampen umgestellt haben. Eine neuerliche Modernisierung wäre unwirtschaftlich und teuer, obwohl die LED-Lampen noch weniger Energie brauchen. Ihre Lebensdauer ist aber niedriger als die der modernen Gaslampen.

Von einem Mangel an Straßenbeleuchtung kann in Deutschland keine Rede sein. Im Durchschnitt kommt in etwa auf jeden achten Bewohner der Bundesrepublik ein "Lichtpunkt" - rund zehn Millionen insgesamt, schätzt die Dena. Wie hoch die Gesamtkosten der Straßenlampen-Reform ausfallen könnten, hat niemand je geschätzt. Doch sofern noch nicht geschehen, muss auf jeden Fall umgerüstet werden. Denn so schreibt es die ErP-Direktive 2009/125/EG vor, wie die Brüsseler Ökodesign-Richtlinie offiziell heißt. Das Glühbirnenverbot gilt auch für die Öffentliche Hand.

Das Einsparpotenzial ist hoch, denn der Betrieb der "Lichtpunkte" ist teuer. "In den Kommunen zeichnet die Straßenbeleuchtung vor ihrer Umrüstung auf LED für rund 40 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs verantwortlich", sagt Karsten Lindloff, Projektleiter Energiesysteme und Energiedienstleistungen bei der Dena.

"Durch die energetische Modernisierung können davon bis zu 80 Prozent eingespart werden, insgesamt circa 2,2 Milliarden Kilowattstunden." Nach einer 2015 veröffentlichten Studie der Energie-Agentur hatten vor einem Jahr mehr als die Hälfte der befragten 900 Kommunen maximal ein Fünftel ihrer Straßenlaternen auf LED umgestellt, lediglich gut ein Zehntel hatte schon mehr als 80 Prozent seines Lampenbestands durch LED-Leuchten ersetzt.

Sparen lässt sich nicht nur Geld: Im westfälischen Bielefeld haben die Stadtväter ausrechnen lassen, dass die Umrüstung auf LED den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß, die durch den Betrieb der Straßenbeleuchtung verursacht werden, um jeweils 45 Prozent verringert hat. Allein in Berlin gibt es nach Angaben der Senatsverwaltung 224 000 Straßenleuchten – mit über 200 Lampentypen in mehr als 1000 unterschiedlichen Ausführungen. Das macht die Umrüstung nicht billiger. Im Westteil der Bundeshauptstadt müssen Tausende alte Gaslaternen Schritt für Schritt ausgemustert werden – 2200 sind bereits ersetzt, 2017 sollen weitere 3000 folgen.

Ein großes Modernisierungsprojekt läuft derzeit auch in Dortmund. In der Stadt mit 600 000 Einwohnern sollen nach Angaben des Rathauses innerhalb der kommenden acht Jahre mehr als 24 000 Straßenlaternen umgebaut werden – knapp die Hälfte der Dortmunder Beleuchtung. Denn in den vergangenen Jahrzehnten hat die Stadtverwaltung wenig für die Modernisierung der Straßenbeleuchtung getan.

Hamburg dagegen steht vor einem ganz anderen Problem: Deutschlands zweitgrößte Stadt hat erst im vergangenen Jahrzehnt die Straßenbeleuchtung runderneuert – auf sogenannte Natriumdampf-Lampen, die vor zehn Jahren noch Standard waren.

"Durch eine flächendeckende Umrüstung würden sich die Betriebskosten eher erhöhen anstatt zu sinken", erläutert Nils Schönrok, Sprecher der Hamburg Verkehrsanlagen. Die Lebensdauer der LED-Leuchten sei niedriger, außerdem wären dann Investitionen sowohl in neue Masten als auch in die Stromversorgung notwendig. LED verbraucht allerdings noch weniger Energie als Natriumdampf-Beleuchtung.

An der energiesparenden Modernisierung aber führt kein Weg vorbei: Da die Ökodesign-Richtlinie der EU mitsamt Glühbirnen-Verbot auch für die Kommunen gilt, muss in Berlin, Dortmund und vielen anderen deutschen Kommunen die Straßenbeleuchtung umgerüstet werden. Ampeln fallen eigentlich nicht unter die Richtlinie, da sie nicht als Beleuchtung gelten. Für sie dürfen weiterhin 230-Volt-Spezialglühbirnen genutzt werden. Dennoch haben einige deutsche Städte wie München auf LED umgerüstet. (dpa) / (hcz)