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Trüffel auf Teller sind zu profan – da muss ein iPad her!

Gerade letztes Jahr erhielt das Restaurant Quince in San Francisco den dritten Michelin-Stern. Nun soll auch das jüngere Publikum an den Highclass-Tisch gelockt werden - mit Trüffeln, die auf iPads serviert werden.

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Trüffel auf Teller zu profan – lieber auf dem iPad serviert

(Bild: yelp)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Lea Lang
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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Wer würde noch Trüffel essen, wenn sie auf einem simplen Porzellanteller dargereicht würden? Auf keinen Fall das junge Volk. Hier würden iPads bevorzugt, vermutet Michael Tusk, Koch des 3-Sterne-Restaurants Quince in San Francisco im Gespräch mit der US-amerikanischen Tageszeitung Mercury News. Daher steht jetzt "A Dog in Search of Gold" ("Ein Hund auf der Suche nach Gold") auf der Speisekarte des beliebten Restaurants, dessen Menü des Hauses für umgerechnet 200 Euro auch Hummer und Kaviar neben den Trüffelkroketten auf dem etwas teureren Teller enthält. Ob das Buffet für ein Geschäftsessen direkt auf dem 84" Microsoft Surface Hub serviert würde, blieb bisher unbeantwortet. Je nach Bestellung könnten sich über 21.000 Euro als Investition in den besonderen Teller lohnen, zumindest für kalte Platten.

Nein, man bestellt die weißen Trüffel nicht per iPad, man bekommt sie wirklich darauf serviert. Das circa 600 Euro teure iPad Air 2 spielt beim Verzehr der exquisiten Vorspeise ein Video von Wasserhunden auf der Suche nach Trüffeln ab. Neben den Trüffelkroketten liegt ein Bouquet aus Moos und Pflanzen auf dem iPad selbst, das in einer handgemachten Holzkonstruktion auf den Tisch kommt. Mit Steinpilzen und Selleriewurzel angereichert glänzt das Gericht auf dem Apple-Gerät. Damit das Display bei Bearbeitung mit Messer und Gabel nicht zu Schaden kommt, ist aber eine Schutzfolie über dem Display eingezogen, die nach jeder Nutzung sterilisiert würde. Spülmaschinentauglich sind nämlich auch diese iPads nicht.

Die Idee ist aber gar nicht neu, nur der Hype darum. 2015 soll ein Restaurant im Vereinigten Königreich begonnen haben, Gerichte auf iPad-Displays zu servieren. Der japanische Blogger Shiinaneko zeigte sich sogar schon 2010 beim Verzehren von Sushi und anderen Delikatessen auf seinem iPad, dessen Bildschirm das Bild eines Tellers zeigte. Unter dem Titel "iDish" konnte sich der gemeine Leser auch schon mehr vorstellen als beim Bestellen ins Blaue von "A Dog in Search of Gold". Aber das nur nebenbei.

Der Twitter-Account wewantplates versammelt eingesandte Posts von Tellerliebhabern, die nicht auf den Komfort des runden oder maximal eckigen Porzellans verzichten wollen und sich über diesen Kanal beschweren. Die iPad-Serviertechnik geriet hier auch in den vergangenen Tagen unter Beschuss, ist aber noch nicht absurd genug für die Anti-Teller-Kandidaten 2016 mit Essen aus Gummistiefeln, von Stacheldraht oder auf Tischtennisschlägern – vielleicht kam der Social Media-Trend aber auch einfach zu spät. Um eine jüngere Zielgruppe zu generieren, böte sich aber statt Trüffelgerichten eher ein echter Krabbenburger an, im Hintergrund eine Folge Spongebob und anbei ein kühler Tang-Shake. Damit ließe sich der Nutzen der absurden Werbestrategie zumindest ansatzweise diskutieren. (lel)