Yahoo will zur pornofreien Zone werden

Nach Protesten religiöser Gruppen in den USA will Yahoo Sex- und Porno-Angebote von seinen Web-Sites entfernen.

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Von
  • JĂĽrgen Kuri

Gerade erst musste Yahoo Verluste bekannt geben – unter anderem wegen zurückgehender Werbeeinnahmen. Kein Wunder, dass das Internet-Portal versucht, Einnahmen aus anderen Quellen zu erschließen. Dazu gehört die Ausweitung kostenpflichtiger Dienste – und die Befolgung der alten Devise "Sex sells". Zumindest bis diese Woche: Die Gesellschaft hatte ein Online-Sex-Site, auf der Pornovideos und andere Produkte verkauft werden, ausgebaut und umgebildet. Dies sahen einige Analysten schon als weiteren Versuch, mehr Umsätze außerhalb der Online-Werbung zu verbuchen.

Nun muss Yahoo allerdings in diesem Bereich einen Rückzieher machen. Porno-Angebote soll es auf den Yahoo-Seiten für Shopping, Auktionen und bezahlte Anzeigen nicht mehr geben. Auch will die Internet-Firma Banner-Werbung für Sex-Sites nicht mehr akzeptieren. Der Rückzieher kommt, nachdem religiöse Gruppen in den USA, darunter die American Family Association, gegen die Ausdehnung der Sex-Angebote auf Yahoo protestiert hatten. Yahoo kam dadurch in eine Zwickmühle: Einerseits erhoffte sich das Portal höhere Einnahmen durch die Sex-Angebote, andererseits sah sich der Dienstleister in seinem Image als Internet-Einstiegsseite für die ganze Familie bedroht. Religiöse Gruppen in den USA sind nicht nur recht lautstark, sondern oft auch einflussreich: Die American Family Association forderte bereits das US-Justizminsiterium auf, eine Untersuchung gegen Yahoo einzuleiten – was zu einer öffentlichen Aufmerksamkeit geführt hätte, die der Firma sicher nicht recht gewesen wäre.

Dem weicht Yahoo nun aus: Innerhalb der nächsten Wochen sollen Porno- und Sex-Angebote von den Sites entfernt werden. Yahoo-Manager betonten, Umsätze mit Pornographie machten nur einen recht geringen Teil der Einnahmen von Yahoo aus. In US-Medien kommentierten Beobachter, dass die Ausdehnung dieses Geschäfts kein zentraler Punkt für die Strategien Yahoos gewesen sein könne, die Einnahmen zu verbessern, sonst hätte der Konzern nicht so schnell auf die Proteste reagiert. Ob allerdings kostenpflichtige Dienste für Yahoo den Einnahmeschwund bei der Online-Werbung kompensieren können, ist keineswegs ausgemacht. (jk)