Wacom bringt Gefühle mit digitaler Tinte zusammen

Wacom will Hirnstromdaten in handschriftliche digitale Aufzeichnungen einbinden. Herauskommen sollen dabei neue Anwendungen, etwa für die Medizin.

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Gehirn Neuronen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Diercks

Der japanische Hardwarehersteller Wacom, spezialisiert auf grafische Tablets und ähnliche Gerätschaften, hat ein System vorgestellt, das Daten aus Hirnströmen in handschriftliche "digitale Tinte" einbindet. So soll es Gefühlszustände des Nutzers visuell darstellen. Die Software analysiert die Daten aus einem Elektroenzephalogramm (EEG) anhand von Emotional Spectrum, einem Algorithmus des kalifornischen Biosensortechnik-Unternehmens NeuroSky. Dieser Algorithmus misst bei emotionalen Aktivitäten sowohl die Intensität als auch die Annehmlichkeit einer Empfindung.

Nichts bleibt mehr geheim: Wo früher ein Notizbuch möglicherweise intime Aufzeichnungen enthielt, funkt jetzt ein Algorithmus dazwischen, der alle Gefühlsregungen erfasst, analysiert und grafisch ausgibt..

(Bild: Wacom)

Schon ein prototypischer Vorläufer konnte kognitive Zustände ermitteln – Aufmerksamkeit, Nachdenken, Vertrautheit und geistige Anstrengungen. Die weiterentwickelte Version soll zusätzlich gefühlsbezogene Daten aus dem EEG herausfiltern können. Sie werden mit den Informationen aus der digitalen Tinte kombiniert. Dazu gehören etwa der Stiftdruck und die Schreibgeschwindigkeit. Als Eingabemedium dient das "Smart Pad" Bamboo Slate, eine Art digitaler Notizblock. Die Aufzeichnungen schreibt der Anwender auf normales Papier; Slate digitalisiert sie dann auf Knopfdruck.

Laut Stanley Yang, CEO von NeuroSky, erhofft man sich durch das Zusammenführen gefühlsbezogener und handgeschriebener Informationen neue Geschäftsmodelle, vornehmlich in Bildung, Psychologie und Medizin. Konkretere Szenarien nannten die Verantwortlichen bisher nicht.

Angeblich ist dies der erste Versuch, Daten aus Hirnströmen mit digitaler Tinte zu kombinieren, diese Informationen live zu analysieren und das Ergebnis auf einem Display zu veranschaulichen. Das komplette System hat Wacom nach eigenen Angaben mittels leicht erhältlicher Hardware eingerichtet: Man benötige lediglich ein Headset zum Erfassen der elektrischen Aktivität der Gehirnwellen, ein Notebook und einen digitalen Stift. (jd)