Medienanstalt: Kinder brauchen mehr Schutz vor Gefahren im Internet

Im Internet lauern viele Gefahren, gerade für Kinder und Jugendliche. Ob Selbstkontrolle von Anbietern ausreichend Schutz bietet, bezweifeln Experten.

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Medienanstalt: Kinder brauchen mehr Schutz vor Gefahren im Internet

(Bild: dpa / Tobias Hase)

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Von
  • dpa

Kinder und Jugendliche sind vor Gefahren im Internet nach Einschätzung von Medienexperten nicht ausreichend geschützt. Es sei zu beobachten, dass beim Jugendschutz in Deutschland immer mehr auf Selbstkontrolle und damit auf die Verantwortung von Anbietern gesetzt werde, sagte der Direktor der Landesmedienanstalt Thüringen, Jochen Fasco, der dpa. "Das heißt, dass die Anbieter sich selbst organisieren und Schutz schaffen sollen. Das kann funktionieren, muss aber nicht." Es gebe einige Unternehmen im Internet, die sich im Zweifel nicht unter dem Dach der Selbstkontrolle versammelten.

Nach Fascos Einschätzung wird es vor allem dann problematisch, wenn Anbieter wie Google und Facebook ihren Sitz im Ausland haben. Mitunter sei es schwierig, Verstöße zu sanktionieren. "Manchmal fehlt es bei ausländischen Akteuren an einer zustellungsfähigen Adresse", erklärte Fasco. "Reine Selbstkontrolle reicht nicht aus." Es brauche immer Einrichtungen, die am Ende zum Beispiel mit Bußgeldern durchgreifen könnten.

Jochen Fasco

(Bild: tlm.de)

Möglichen Verletzungen geht die Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten nach. Sie prüft Verstöße gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und beschließt Schritte, die von den Landesmedienanstalten umgesetzt werden. "Wenn wir problematische Seiten im Internet finden oder hierüber informiert werden, werden die Betreiber angeschrieben und aufgefordert, Inhalte aus dem Netz zu nehmen", erläuterte Fasco. "Viele reagieren sofort. Nicht wenige machen aber gar nichts." Bei strafrechtlich relevanten Themen werde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

"Wenn Betreiber des problematischen Internetangebots hier in Deutschland ihren Sitz oder Wohnsitz haben, bekommt man sie in der Regel auch", sagte der Medienexperte. Wenn jemand allerdings zum Beispiel in Russland sitze, dann sei das weitere Prozedere recht schwierig. Fasco sprach sich deshalb dafür aus, dass schon in den Routern fürs Internet, die in den Häusern stehen, eine Art Filter eingebaut wird. "Ich kaufe mir einen Router und kann wählen, dass bestimmte Dinge gefiltert oder bestimmte Internetseiten nicht aufgerufen werden", erläuterte er. "Das halte ich für eine sinnvolle Sache." Eltern seien zunehmend von den technischen Entwicklungen überfordert und wünschten sich Geräte, die einfach zu bedienen seien – auch im Blick auf Jugendschutz. "Den Stecker ziehen, ist keine Lösung, aber oft eine Art Notwehr für Eltern." (anw)