Weltwirtschaftsforum zwischen Cybersecurity, künstlicher Intelligenz und Populismus

Cyberangriffe und Angriffe auf kritische Infrastrukturen werden in der neuesten Risikoanalyse des Weltwertschaftsforums (WEF) überschattet von den Trends Populismus und gesellschaftliche Spaltung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Weltwirtschaftsforum zwischen Cybersecurity, künstlicher Intelligenz und Populismus

Chinas Präsident Xi Jinping rief zu Offenheit der Wirtschaften und fortgesetztem Freihandel auf.

(Bild: weforum.org)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
Inhaltsverzeichnis

Vorstände müssen für die Sicherheit der informationstechnischen Systeme in ihren Unternehmen geradestehen: Das Weltwirtschaftsforum (WEF) legte zu Beginn des Jahrestreffens in Davos in diesem Sinn gemeinsam mit HP und der Boston Consulting Group einen Ratgeber zur Cyber Resilience vor, wie sie das umsetzen können. Hauptthemen in Davos sind aber jenseits von Cyberattacken und den Folgen der vierten industriellen Revolution und dem Vormarsch intelligenter Maschinen der Populismus und mögliche Handelskriege.

Vorstände können sich nicht länger hinter IT-Abteilungen verschanzen, heißt es in dem Ratgeber. Sie trügen die Verantwortung für Versäumnisse bei der Absicherung der IT-Systeme. Sie hätten für ein kontinuierliches Berichtswesen durch geeignetes Personal zu sorgen.

Der Cyber Resilience Report enthält Empfehlungen für Unternehmen dazu, wie eigene Risiken abgeschätzt und bewertet werden können. Neue Technik gelte es vorausschauend auf Kriterien wie "resilience by design" und auch "privacy by design" abzuklopfen, heißt es in einem Extra-Teil des Ratgebers.

Einen ersten Blick auf die Praxis warfen am Dienstagvormittag Vertreter von SAP, GE Power, Cisco und vom Versichungskonzern Lloyd's. Neben Investitionen und der Fortbildung im eigenen Haus befanden die Firmen die Ausbildung des Nachwuchses und auch der Nutzer für sehr wichtig. Am Mittwoch wollen einige Unternehmen eine Initiative dazu ankündigen.

Gleichzeitig räumte zumindest Lloyd's-CEO Inge Beale einen Nachholbedarf bei der Transparenz ein. Ihr Unternehmen könne schon mehr tun bei der Darstellung, welche Daten der Kunden es auswerte, räumte sie auf eine Zuschauerfrage ein. Bislang würden gerade mal 5 Prozent der im Big Data-Geschäft gesammelten Daten überhaupt ausgewertet, unterstrich GE-Power-CEO Steve Bolze.

Das WEF kümmerte in den vergangenen Jahren zunehmend um die Sicherheit der Netze war. Auch 2017 in der 12. Ausgabe des "Global Risk Report" fehlt das Thema nicht. Wenn der Auswertung von rund 750 Experteninterviews Glauben geschenkt werden darf, gehören Cyberattacken schließlich zum Alltag.

Dem Cyberterrorismus und vor allem dem Thema künstliche Intelligenz widmet das Treffen in Davos zwar eigene Runden. Künstliche Intelligenz wurde in den Umfragen zum Risk Report 2017 gar als Technik mit den potenziell negativsten Konsequenzen für das kommende Jahrzehnt genannt. Die Entwicklung autonomer Waffen gilt den Experten als besondere Gefahr. Trotzdem sorgen sich die WEF-Teilnehmer dieses Jahr mehr um die mögliche Renationalsierung großer Wirtschaften, Protektionismus und den im Risk Report erstmals auftauchenden Siegeszug des Populismus.

Chinas Präsident Xi Jinping rief in der offiziellen Eröffnung zu Offenheit der Wirtschaften und fortgesetztem Freihandel auf. China habe sich mit dem WTO-Beitritt und der Öffnung seiner Wirtschaft nicht leicht getan, sagte Xi. In einem Sturm sein Schiff einfach zurück in den Hafen zu steuern, bringe weder die eigenen, noch die globale Wirtschaft weiter. China werde Kurs halten, versprach Xi und warnte, einen Handelskrieg könne am Ende keiner gewinnen.

Auch WEF-Gründer Klaus Schwab übte sich in der Kunst der Anspielung, lobte Xi für Chinas wirtschaftliche Erfolge und das Bekenntnis zur Globalisierung. Den Name des gewählten US-Präsidenten Donald Trump, der mit immer neuen Ankündigungen zu Einschränkungen im Handel von sich reden macht, nahm bei der Eröffnungszeremonie niemand in den Mund. (anw)