iPhone am Steuer: Sammelklage soll Apple zu Sperrmechanismus zwingen

Ein Kalifornier möchte den Konzern mit einer Klage dazu bringen, das iPhone für den Fahrer im Auto zu sperren. Apple hält bereits ein Patent auf eine derartige Technik, die etwa eine Ablenkung durch Textnachrichten verhindern soll.

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iPhone 6

(Bild: dpa, Angelo Carconi)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Um Unfälle durch die Verwendung des iPhones am Steuer zu verhindern, versucht ein Kalifornier, den Hersteller mit einer Sammelklage zur Installation einer Sperrfunktion zu zwingen. Das Verfassen und Lesen von Textnachrichten am Steuer führe zu einer zunehmenden Zahl an schweren Unfällen und Apple stehe “im Zentrum dieser Epidemie”, führt die am 17. Januar in US-Bundesstaat Kalifornien eingereichte Klage (BC647057, Superior Court of the State of California for the County of Los Angeles) an.

Apple habe die Gefahr der Ablenkung am Steuer schon vor zehn Jahren erkannt und eine Technik entwickelt, um das iPhone des Fahrers – oder bestimmte Funktionen – automatisch zu deaktivieren, argumentiert der Kläger Julio Ceja. Das Unternehmen weigere sich aber, die Technik einzusetzen aus Angst davor, Marktanteile zu verlieren. Seit 2014 hält Apple ein Patent auf einen derartigen Sperrmechanismus.

Die Klage soll einen Verkaufsstopp für iPhones in Kalifornien erwirken, die über keinen derartigen Sperrmechanismus verfügen. Mit einer Verfügung soll Apple außerdem dazu gezwungen werden, den Sperrmechanismus auf allen bestehenden iPhones zu installieren. Ceja fordert außerdem die Erstattung der Anwaltskosten sowie weiterer Ausgaben – aber keinen Schadenersatz.

Laut Klageschrift war Ceja selbst Opfer eines Auffahrunfalls: Eine durch ihr iPhone abgelenkte Person sei an einer roten Ampel auf sein Auto aufgefahren – dies habe sowohl das Fahrzeug beschädigt als auch zu einer Rückenverletzung geführt. Durch Apples “unfaire Praxis”, Nutzern die Verwendung der Produkte beim Fahren zu ermöglichen und keinen Sperrmechanismus zu implementieren, habe Ceja einen “wirtschaftlichen Schaden” erlitten.

Der nun neu eingereichten Sammelklage geht die Klage einer Familie voraus, deren Tochter bei einem Autounfall ums Leben kam – der Unfallverursacher nutzte angeblich Apples Videotelefoniedienst FaceTime am Steuer. Die Familie klagt ebenfalls unter Verweis auf das bestehende Patent des Konzerns zu einer Software-Sperre im Auto: Apple verhalte sich "grob fahrlässig".

Das 2008 von Apple eingereichte und 2014 erteilte Patent beschreibt eine iPhone-Sperrfunktion für Fahrer, die Unfälle durch Ablenkung am Steuer verhindern soll. Die Technik könne bestimmte iPhone-Funktionen automatisch abschalten, wenn sie eine Fortbewegung per Auto erkennt. Eine zusätzliche Bildüberprüfung der Umgebung stelle sicher, dass dies nur für den Fahrer gilt, führt Apple in der Patentschrift an, Mitfahrer können weiterhin Nachrichten verschicken. (lbe)