"Moderne Medizin ohne KI nicht denkbar"

Die Zukunft der Medizin liegt in künstlicher Intelligenz. Davon ist Jochen Werner, CEO und ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen, überzeugt.

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"Moderne Medizin ohne KI nicht denkbar"

(Bild: Shutterstock)

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Von
  • Robert Thielicke

"Künstliche Intelligenz hat tatsächlich begonnen, die Arbeit von Spitzenkräften zu übernehmen", betont der gelernte Chirurg im Interview mit Technology Review (die aktuelle Ausgabe ist ab sofort im Handel und im heise shop erhältlich). "Aus unserer radiologischen Abteilung weiß ich, dass sie eine CT-Untersuchung mit mindestens vergleichbarer, schließlich aber auch höherer Qualität befunden kann als sogar erfahrene Radiologen." Für ihn stehe daher fest, "dass eine moderne Medizin ohne künstliche Intelligenz nicht mehr denkbar sein wird".

Jochen Werner, CEO und ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen.

(Bild: Jay Tuck)

Als weiteres Beispiel nennt er die Krankheitsdiagnose auf Basis von Blut oder Urin sowie Untersuchungen in der Mikrobiologie, Virologie, Pathologie und Genetik. "Auch diese Untersuchungen werden mehr und mehr automatisiert, selbst wenn es nicht alle gern hören wollen", so Werner. "Lernfähige Software wird die Datenanalytik übernehmen". Die Klinik können ihre Ressourcen in der Folge effizienter einsetzen. Es käme zu weniger diagnostischen Verzögerungen, Doppeluntersuchungen und weiteren Ineffizienzen, "die zu Recht als Millionengrab tituliert" werden. Patienten könnten profitieren, weil sich dank künstlicher Intelligenz Diagnosen früher stellen lassen und Mediziner sich stärker auf die Therapie konzentrieren könnten.

Werner sieht in dem Trend jedoch nicht primär eine Gefahr für ärztliche Berufsbilder. "Sie werden ja nicht ersetzt", so der Klinik-Manager. "Ihr Erscheinungsbild wird sich verändern." Die große Skepsis unter Ärzten gegenüber dieser Technologie teilt er nicht. "Warum sollte es bei der digitalen Revolution anders sein als bei früheren Umwälzungen ganzer Gesellschaften?". Der Unterschied sei nur, dass der Veränderungsprozess dieses Mal viel schneller als früher erfolge und eine Gesellschaft betreffe, die darauf nicht wirklich vorbereitet sei.

(jle)