Nach Trumps Behörden-Maulkorb: Alternative Twitter-Accounts versprechen Widerstand

Nachdem US-Präsident Trump mehreren Behörden die Öffentlichkeitsarbeit untersagt hat und nun wohl gezielt gegen die Forschung zum Klimawandel vorgeht, organisiert sich Protest. Nicht nur Wissenschaftler sammeln sich nun auf Twitter.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 431 Kommentare lesen
Trumps Behörden-Maulkorb: Alternative Twitter-Accounts organisieren Widerspruch
Lesezeit: 3 Min.

Die neue US-Regierung unter Donald Trump hat ihren Maulkorb gegen Behörden ausgeweitet und der Umweltschutzbehörde EPA nun sogar vorgegeben, dass alle wissenschaftlichen Studien von einem dafür geschickten Mitarbeiter geprüft werden müssen. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, gilt das nicht nur für noch unveröffentlichte Arbeiten, sondern auch für jene Daten und Erkenntnisse, die bereits auf der Webseite der EPA stehen. Das Embargo sei aber begrenzt, voraussichtlich bis zum morgigen Freitag, habe ein Sprecher versichert.

Auf Rückendeckung vom Parlament können die betroffenen Forscher wohl nicht hoffen: Der republikanische Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses im US-Repräsentantenhaus hat die Medien kritisiert und die Bevölkerung aufgerufen, ihre Nachrichten besser direkt von Donald Trump zu beziehen, berichtet CNN.

Im Team des neuen US-Präsidenten sind einige, die öffentlich Zweifel daran geäußert haben, dass der Klimawandel menschengemacht ist und die EPA ist jene US-Behörde, die sich am intensivsten mit dem Klimawandel und dessen Folgen beschäftigt. Noch sei nicht entschieden, ob jegliche Erwähnung des Klimawandels von der EPA-Seite entfernt werden soll, versicherte dem Bericht zufolge aber Doug Ericksen, der für Donald Trump den Übergang bei der EPA beaufsichtigt. Wissenschaftler befürchten aber schon länger, dass sich die Zweifel auf ihre Arbeit auswirkt, und hatten vorgesorgt.

Unterdessen organisiert sich der Widerstand und Widerspruch gegen die Eingriffe des neuen US-Präsidenten in die Arbeit der US-Behörden vor allem auf Twitter. Nachdem Behörden und Ministerien von Trump die Öffentlichkeitsarbeit teilweise komplett untersagt wurde, richteten mutmaßliche Mitarbeiter der betroffenen Institutionen alternative Twitter-Accounts ein, auf denen sie etwa wissenschaftliche Studien zum Klimawandel öffentlich machen. Am prominentesten ist bislang der alternative Twitter-Account der US-Nationalparkbehörde, der auf fast drei mal so viele Follower kommt, wie der offizielle – und nach Kritik von ganz oben nun handzahme – Account.

Einen alternativen Account gibt es auch für die US-Weltraumagentur NASA mit mehr als 260.000 Followern, die EPA und sogar einzelne Nationalparks. Alle eint, dass nicht klar ist, wer dafür verantwortlich ist, weil die Betreiber anonym bleiben wollen. Es könnte sich um Mitarbeiter oder ehemalige Angestellte handeln, die unerkannt bleiben wollen, um Konsequenzen zu vermeiden. Gemeinsam trommeln sie aber inzwischen für eine geplante Demonstration von Wissenschaftlern in Washington D.C. Inspiriert vom Erfolg des "Women's March" wollen sie zu einem noch unklaren Termin gegen die erlebte Geringschätzung der Wissenschaft durch die neue US-Regierung demonstrieren.

[Update 26.01.2017 – 13:10 Uhr] Inzwischen haben die Betreiber des alternativen Twitteraccounts der US-Nationalparkbehörde dessen Verantwortung an eine Gruppe von Aktivisten und Journalisten übergeben, schreiben sie auf Twitter. Der mit der plötzlichen Berühmtheit verbundene Druck auf sie und ihre unbeteiligten Kollegen sei zu groß geworden, begründen sie den Schritt. Ihre eigene Identität solle weiterhin unbekannt bleiben. (mho)