Full Active Flex: biegsame Displays mit LCD- und OLED-Technik

"Voll flexibel", unter dieses Motto stellt der japanische Panelhersteller JDI seine neuen LCDs und OLEDs. Ein hochauflösendes Smartphone-LCD macht den Anfang, geplant sind sogar Monitore mit organischem Display. OLEDs fürs iPhone dauern aber noch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 60 Kommentare lesen
Full Active Flex: biegsame Displays mit LCD- und OLED-Technik
Lesezeit: 4 Min.

Ideenschmiede und Panelproduzent Japan Display Incorporation (JDI) will mit einer neuen Technik namens "Full Active Flex" den Markt aufrollen. Wie der Name andeutet, sind die Full-Active-Flex-Displays biegsam. Dadurch passen sie sich der jeweiligen Gehäuseform an – etwa so, wie es Samsung bei seinen Galaxy-Edge-Smartphones vorgemacht hat.

Zum ständigen Biegen ist zumindest das aktuell präsentierte 5,5-Zoll-Display zwar nicht gedacht. Es hat aber dennoch eine Besonderheit: Es nutzt LCD-Technik und nicht wie die allermeisten geformten Displays eine organische Leuchtschicht.

Um größtmögliche Flexibilität zu gewährleisten und Glasbruch beim Herunterfallen des Displays zu umgehen, hat JDI die Flüssigkristallschicht zwischen Plastiksubstrate eingebettet. Wenn hier wie von JDI angekündigt keinerlei Schäden beim Herunterfallen auftreten, müssen auch die Farbfilter am LCD aus Plastik sein. Sie sind einer der Knackpunkte für wirklich flexible, also biegsame oder aufrollbare LCDs. Möglicherweise hat JDI hierfür Unterstützung von seinem Kooperationspartner EInk bekommen, der mit biegsamen Farbdisplays einige Erfahrung hat.

JDI Full Active Flex Displaystrategie (7 Bilder)

JDIs erstes "Full Active"-Display für Smartphones aus dem Jahr 2016 hat 5,5-Zoll-Diagonale und war an drei Seiten quasi rahmenlos, aber noch nicht flexibel.
(Bild: JDI)

Das 5,5"-LCD dürfte erst der Anfang einer Reihe von Full-Active-Flex-Displays sein. JDI hatte Ende des vergangenen Jahres eine Strategie vorgestellt, mit dem das japanische Unternehmen seine Geschäftsergebnisse nach vorne bringen will. Wesentlicher Bestandteil darin sind neue Displays unter dem Label "Full Active" mit flexiblen Varianten in LCD- und OLED-Technik.

Sein erstes Full-Active-LCD, das quasi die Grundform des jetzt präsentierten Full-HD-Displays war, hatte JDI im August 2016 vorgestellt. Es zeigte ebenfalls 5,5 Zoll, Full HD und hatte an drei Seiten einen extrem schmalen Rahmen. Ein vergleichbares LCD konnten wir 2015 auf der DisplayWeekbewundern. Dort hatte JDI auch ein biegsames Display vorgestellt, das eine hohe Pixeldichte von 423 dpi besaß, aber in OLED-Technik gefertigt war.

Um die OLEDs in die Full-Active-Strategie besser einzubinden, möchte JDI seinen Anteil am OLED-Spezialisten JOLED auf 51% Prozent erhöhen. Das Joint Venture JOLED wurde Anfang 2015 von JDI (15%), Sony (5%), Panasonic (je 5%) und der Innovation Network Corporation of Japan (INCJ, 75%) gegründet; JDI will Anteile von INCJ übernehmen.

Wenn aus den JDI-Plänen tatsächlich Produkte werden, können wir uns auf flexible LCDs und OLEDs in Smartphones, Notebooks und Monitoren freuen. Die Ziele sind hoch gesteckt, der Zeitplan ehrgeizig. Bei genauerem Blick lässt er aber auch erkennen, dass JDI beziehungsweise JOLED wesentlich vor 2019 keine riesigen Mengen an OLED-Panels produzieren wird. Das spräche gegen ein organisches Display im übernächsten oder gar nächsten iPhone, sollte Apple seinen derzeitigen Lieferanten JDI weiterhin als Panel-Produzenten einplanen.

Bislang kann Apple seine iPhones nicht mit den blickwinkelstabilen OLEDs ausstatten, weil außer Samsung niemand OLED-Panels in ausreichender Menge liefern könnte. Wahrscheinlich hätte selbst Samsung derzeit nicht genug Fertigungskapazitäten, um den Eigenbedarf und zusätzlich Apples Bedarf für kommende iPhones zu decken. Außerdem wird sich Apple nicht von einer einzigen Quelle abhängig machen: Solange weder JOLED noch LG, Sharp oder andere Hersteller organische Smartphone-Panels zuverlässig und in hohen Stückzahlen liefern können, wird es kein iPhone mit OLED-Schirm geben. Allenfalls könnte Apple beschließen, eine iPhone- Sonderedition in sehr kleiner Stückzahl herauszubringen. Ob man sich in Cupertino dabei allerdings ausschließlich vom Erzfeind Samsung abhängig machen will, darf bezweifelt werden.

  • Wie es mit den OLEDs weitergeht, analysiert c't im Beitrag "Kommen jetzt die OLEDs?"

(uk)