Hubble-Konstante: Das Universum expandiert schneller als gedacht

Die kosmische Expansionsrate ist deutlich größer, als von den Theorien vorhergesagt. Das hat nun eine zweite Messung unabhängig von der ersten ergeben. Lediglich das junge Universum verhielt sich so, wie es die Berechnungen prognostizieren.

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Universum expandiert schneller, als gedacht

Das von der Gravitationslinse erzeugte Bild des Systems HE0435-1223 half bei der neuen Berechnung.

(Bild: NASA, ESA, Suyu (Max Planck Institute for Astrophysics), Auger (University of Cambridge))

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Unser Universum breitet sich schneller aus, als Wissenschaftler angenommen haben. Die Diskrepanz könne durch die gegenwärtige Physik nicht erklärt werden, erläutert das Max-Planck-Institut für Astrophysik die neuen Forschungsergebnisse. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat demnach eine gegenwärtige Expansionsrate von 71,9±2,7 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec errechnet. Dieser Wert stimme ausgezeichnet mit dem überein, der zuletzt mit dem Weltraumteleskop Hubble ermittelt wurde, weicht aber signifikant von dem ab, den das ESA-Weltraumteleskop Planck errechnet hatte und den die Theorien vorhersagen.

Die Forscher haben demnach gigantische Gravitationslinsen zuhilfe genommen, um die Expansionsgeschwindigkeit möglichst genau zu errechnen. Das sind massereiche Galaxien, die genau zwischen der Erde und weit entfernten, äußerst leuchtstarken Quasaren liegen. Die Galaxien beugen das Licht, so dass es von der gleichen Quelle auf unterschiedlichen Wegen zu uns gelangt. Die Wege sind unterschiedlich lang und so erreicht uns ein Flackern der Quasare zu unterschiedlichen Zeiten. Diese Verzögerungen hängen direkt mit der Expansionsgeschwindigkeit zusammen, die so errechnet werden kann. Diese Methode sei die einfachste und direkteste, um die sogenannte Hubble-Konstante zu ermitteln.

Die fünf analysierten Gravitationslinsen

(Bild: NASA, ESA, Suyu (Max Planck Institute for Astrophysics), Auger (University of Cambridge) )

Während der nun ermittelte Wert zwar sehr gut mit einem über das Teleskop Hubble ermittelten übereinstimmt (73,24±1,74 Kilometer pro Sekunde pro Megaparsec), weicht er deutlich von dem ab, den Planck errechnet hat (66,93±0,62 Kilometer pro Sekunde pro Megaparsec). Die beiden ersteren gelten aber für das lokale und damit vergleichsweise aktuelle Universum, letzterer für das frühe Universum. Nur er stimme aber mit den Theorien überein. Die anderen stünden "im Widerspruch zum akzeptierten theoretischen Modell des Universums". Die dank der hohen Messgenauigkeit ermittelte Diskrepanz weise möglicherweise auf eine neue Physik hin, meint die Studienleiterin Sherry Suyu. (mho)