SmallGEO: Satellit aus Deutschland im Weltraum angekommen

Premiere für den Bremer Satellitenhersteller OHB: Erstmals fliegt ein Satellit seiner neuen SmallGEO-Baureihe im All. Damit steigt der Anbieter in den umkämpften Markt mit Telekommunikationssatelliten ein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Satellit aus Deutschland im Weltraum angekommen

(Bild: ESA)

Lesezeit: 2 Min.

Eine Sojus-Rakete hat am Wochenende den ersten in Deutschland gebauten Telekommunikationssatelliten seit mehr als 25 Jahren ins All gebracht. Sie setzte Hispasat 36W-1 in der Nacht zum Samstag deutscher Zeit im Orbit aus, wie der Raketenbetreiber Arianespace mitteilte. Das High-Tech-Gerät ist der erste Einsatz der Satellitenplattform SmallGEO, die vom Bremer Unternehmen OHB im Rahmen eines Programms der europäischen Raumfahrtagentur ESA entwickelt wurde.

Dahinter steht nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt auch das Ziel, für die deutsche Industrie verlorenes Terrain im Raumfahrtmarkt zurückzugewinnen. Die Plattform soll Grundlage für weitere Satelliten sein – acht sind bereits in Produktion. OHB steigt damit in den hart umkämpften Telekommunikationsmarkt ein.

Hispasat 36W-1 auf dem Weg ins All (9 Bilder)

Die Soyus VS16 auf dem Weg zur Startrampe
(Bild: ESA–Stephane Corvaja, 2017)

Die Sojus mit Hispasat 36W-1 startete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana ins All. Die Mission dauerte etwa eine halbe Stunde. Der Satellit muss sich in den kommenden Wochen aus eigener Kraft auf seine endgültige Umlaufbahn in rund 36.000 Kilometern Höhe bewegen. Dort wird er in einem geostationären Orbit bezeichnet auf 36 Grad westlicher Länge über dem Atlantik bleiben.

SmallGEO ist eine Plattform für kleinere geostationäre Kommunikationssatelliten mit einem Gewicht von bis zu 3,5 Tonnen. Die Entwicklung der SmallGEO-Plattform und der Bau des ersten Satelliten wurden nach DLR-Angaben mit mehr als 300 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert, davon steuerte Deutschland rund 150 Millionen Euro bei. OHB hat rund zehn Jahre an der Entwicklung von SmallGEO gearbeitet, dabei kam es zu deutlichen Verzögerungen – ursprünglich sollte der erste Satellit 2012 starten. Laut dem Hersteller hat der erste SmallGEO-Satellit inklusive aller technischen Ausrüstung, die von Zulieferern stammt, rund 400 Millionen Euro gekostet.

Hispasat 36W-1 soll für den spanischen Betreiber Hispasat unter anderem die Kanarischen Inseln und Südamerika mit Kommunikationsdiensten versorgen. Das knapp vier Meter hohe und etwa zwei Meter breite Flugobjekt wog beim Start rund drei Tonnen.

Auch für den Raketenbetreiber Arianespace war die Mission am späten Freitagabend Ortszeit eine Premiere. Erstmals nutzte er eine russische Sojus-Rakete, um einen Telekom-Satelliten von Kourou aus in die Übergangsbahn zum geostationären Orbit zu bringen. Arianespace hat drei Raketen im Arsenal: die große europäische Ariane 5, die mittelgroße Sojus und die kleine europäische Vega. (mho)