Resident Evil 7: Denuvo-Kopierschutz ausgehebelt

Der ehemals als unknackbar geltende PC-Kopierschutz Denuvo hat bei Capcoms Horror-Spiel nicht mal eine Woche gehalten. Die Branche muss nach neuen Schutzmöglichkeiten für PC-Spiele suchen.

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Resident Evil 7: Denuvo-Kopierschutz ausgehebelt

(Bild: Denuvo)

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Gerade einmal fünf Tage hat er gehalten, der Kopierschutz der PC-Version von Resident Evil 7: Biohazard (Test), das vergangene Woche auf den Markt kam. Die italienische Crackergruppe CPY hat den für das Spiel verwendeten Kopierschutz Denuvo ausgehebelt und das 23 GByte große Spiel in Torrent-Tauschbörsen verteilt.

Der frühe Bruch des Kopierschutzes kommt für den Hersteller Capcom zu einer denkbar ungünstigen Zeit, denn nach vielen Flops ist Resident Evil 7 der lange erwartete Erfolg für den japanischen Publisher. In der ersten Woche setzte er 2,5 Millionen Exemplare des Horror-Survival-Spiels an den Handel ab. Kritiker lobten nahezu einhellig die inhaltliche Neuausrichtung der Serie. Vor allem die VR-Version für die Playstation 4 wurde als die erste große abendfüllende VR-Großproduktion gefeiert. Beim Online-Händer Amazon schoss das Spiel auf Platz 1 der Verkaufs-Charts und kurbelte auch die Absätze für die PS4 und PSVR an. Die Konsolenversionen (das Spiel erschien auch für die Xbox One) ist von dem Crack nicht betroffen. Die Windows-Version rangiert bei Steam derweil auf Platz 8 der Topseller.

Resident Evil 7 (20 Bilder)

Ethan sucht nach Mia, die von der Familie irgendwo gefangen gehalten wird. Sie taucht immer mal wieder als geisterhafte Erscheinung auf und verschwindet wieder. (Bild: c't)

Noch Anfang vorigen Jahres bereitete der Kopierschutz von Denuvo der Cracker-Szene kopfzerbrechen, sodass einige Gruppen bereits das Ende der gecrackten Spiele voraussahen. Doch das Schutz-System des österreichischen Herstellers bekam erste Risse, als der Kopierschutz für das Spiel Doom umgangen wurde – allerdings erst vier Monate nach der Veröffentlichung des Spiels. Denuvo sah sein System noch immer als erfolgreich, weil die ersten Monate entscheidend dafür sind, ob ein Spiel seine Kosten wieder einspielt oder nicht.

Es folgten weitere Cracks von mit Denuvo geschützten Spielen wie Tomb Raider, Deus Ex: Mankind Divided oder Watchdogs 2. Jedoch wurde keines von ihnen so schnell geknackt wie im aktuellen Fall von Resident Evil 7. In der Folge des Cracks entfernten sogar einzelne Hersteller wie Bethesda den Denuvo-Kopierschutz. Unklar ist, ob die Verträge mit Denuvo eine Art Rückzahlung vorsehen, falls der Kopierschutz innerhalb einer bestimmten Zeit geknackt wird. Denuvo selbst bestreitet dies, ohne jedoch Einzelheiten der Verträge mit den Publishern preiszugeben. Möglich ist auch, dass Hersteller Denuvo pro verkauftem Exemplar einen kleinen Anteil abtreten müssen. Wenn sie den Schutz entfernen, fallen diese Kosten bei künftigen Verkäufen weg.

Mit diesen Textfile bewirbt die Cracker-Gruppe CPY die geknackte Version von Resident Evil 7 in Tauschbörsen.

(Bild: CPY)

Technisch gesehen ist Denuvo selbst kein Kopierschutz an sich, sondern nur eine Absicherung für andere Schutzmechanismen, wie sie Steam oder Origin einsetzen. Dazu werden im Programmcode des Spiels an zufälligen Stellen Prüfabfragen implementiert. Diese waren bislang von Cracking-Gruppen nur mit großem zeitlichen Aufwand aufzustöbern. Und da die Abfragen bei jedem Spiel an anderen Stellen vorkamen, mussten sie bei jedem Spiel wieder erneut von vorn beginnen.

Nun ist es durchaus möglich, dass die Crackergruppe CPY bei Resident Evil einfach "Glück" hatte und die richtigen Stellen traf. Andere Denuvo-Spiele wie beispielsweise "Just Cause 3" sind auch über ein Jahr nach ihrer Veröffentlichung noch immer nicht geknackt.

Publisher werden also die kommenden Monate sehr genau beobachten, ob Resident Evil 7 nur ein Einzelfall ist oder aber Denuvo generell seine Wirksamkeit verloren hat. Auch für Denuvo könnte der Crack künftig empfindliche Einbußen bedeuten. Der Hersteller selbst wirbt auf seiner Website, er sei weltweit die Nummer 1 der Anti-Piracy-Plattformen und habe bislang über 350 Millionen Lizenzen vergeben.

Nutznießer könnte etwa Microsoft sein, die für ihre noch junge Universal Windows Platform ebenfalls einen angeblich sicheren Kopierschutz anbieten.

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Capcom könnte entweder den Denuvo-Schutz enfernen, oder ihn aber mit einem Update erneuern. Denn der Hersteller hatte bereits vorab zusätzliche Download-Inhalte für das Spiel angekündigt. So erscheint heute für die PS4 das kostenpflichtige Addon "Verbotenes Filmmaterial 1" mit zwei zusätzlichen VR-kompatiblen Szenen und einem neuen Spielmodus, der allerdings nicht in VR gespielt werden kann. Ein zweites ähnliches Addon soll am 14. Februar für die PS4 erscheinen. Jeweils eine Woche später werden sie auch für Windows und Xbox One angeboten.

Damit Käufer des Spiels ihr Exemplar nicht gleich nach Beendigung der etwa zwölf Stunden dauernden Solokampagne gebraucht weiterverkaufen (das Spiel hat keinen Multiplayer-Modus), veröffentlicht Capcom im Frühjahr eine kostenlose Zusatzepisode. So hofft der Hersteller, die Zahl der gebraucht angebotenen Spiele in den ersten Monaten nach der Veröffentlichung zu reduzieren.

Eine VR-Version des Spiels wird vorerst nur für die PS4 angeboten. Wie aus Kreisen zu hören war, soll eine VR-Version für Windows und Xbox frühestens 2018 erscheinen. Bis dahin dürfte eventuell auch Microsoft mit dem erwarteten Xbox-One-Nachfolger "Scorpio" seine Konsole fit für VR gemacht haben. Explizite Ankündigungen stehen allerdings noch aus und werden für die Spielemesse E3 erwartet, die Mitte Juni in Los Angeles stattfindet. (hag)