Erste Praxiserfahrungen mit LineageOS

Die Android-Variante CyanogenMod wird nicht mehr weiterentwickelt – aber die ersten Versionen des Nachfolgers LineageOS stehen bereit. Wir haben auf einigen Geräten ausprobiert, wie stabil sie laufen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Erste Praxiserfahrungen mit LineageOS
Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

CyanogenMod oder LineageOS? Diese Frage stellen sich im Moment nicht nur erfahrene Custom-ROM-Nutzer, sondern auch Neueinsteiger. Für Lineage sprechen die darin enthaltenen Sicherheitsupdates aus dem Januar und die Aussicht auf stetige Weiterentwicklung. Allerdings gibt es bislang nur Nightly-Versionen – also solche, die kaum getestet wurden.

CyanogenMod (CM) ist für Hunderte Modelle als Stable-Release verfügbar, wird allerdings in Zukunft voraussichtlich nicht mehr aktualisiert. Ein Teil der Stable-Releases von CM enthält immerhin die Sicherheitsupdates aus dem Dezember. Andere stehen aber noch auf dem Stand vom Oktober, sind also zum Beispiel anfällig für die Dirty-Cow-Sicherheitslücke.

Erste Erfahrungen mit LineageOS (17 Bilder)

Wenn man schon ein Custom Recovery (zum Beispiel TWRP) auf dem Smartphone hat, dauert die Installation von LineageOS nur zehn Minuten.

Wir haben LineageOS deshalb auf vier Smartphone-Modellen installiert: auf dem Samsung Galaxy S5, Motorola Moto G (2015), OnePlus One und Nextbit Robin. In kurzen Praxistests funktionierten alle Grundfunktionen auf allen Geräten im Großen und Ganzen einwandfrei. Auf dem Galaxy S5 und dem Nextbit Robin hatten wir ein paar ernste Probleme mit System-Updates.

Unser Gesamteindruck: Wer schon ein Custom-ROM nutzt, ein aktuelles Backup sowie genügend Zeit zum Neu-Einrichten hat, kann schon umsteigen. Custom-ROM-Anfänger sollten eher warten, bis die Lineage-Entwickler die ersten Stable-Releases veröffentlichen.

Hinsichtlich der Optik, der Menüstruktur und der vorinstallierten Apps gibt es übrigens so gut wie keine Unterschiede zwischen CM und Lineage. Sogar der Bildschirmhintergrund ist identisch.

Wer ein Custom-ROM nutzt, hat normalerweise auch schon ein Custom Recovery wie TWRP auf dem Handy. Dann dauert die Installation von Lineage OS keine zehn Minuten: Passende ZIP-Datei aufs Handy laden, Gerät ausschalten, ins Recovery booten, Factory Reset durchführen und dann die ZIP-Datei installieren.

Der Nachteil dieser Methode: Bisherige Apps und Einstellungen gehen verloren, man muss das Handy neu einrichten. Die Lineage-Entwickler empfehlen diesen Weg explizit.

Für Risikofreudige bieten sie jedoch "experimentelle" ZIP-Dateien an, die man ohne Factory Reset über das CM flashen kann. Wir haben die zugehörige Anleitung mit dem S5 befolgt, es klappte wie erhofft: unsere Apps und Einstellungen blieben erhalten.

Wer noch kein Custom Recovery installiert hat, findet zum Beispiel in diesem c't-Artikel Tipps und Anleitungen.

Auf dem OnePlus One zickte die Kamera-App gelegentlich beim Umschalten von Foto auf Video, auf dem S5 löste sie manchmal erst im zweiten oder dritten Versuch aus. Ansonsten entdeckten wir keine Probleme bei Grundfunktionen wie WLAN, Mobilfunkdaten, Telefonie und Bluetooth. Lineage unterstützte auch den Fingerabdrucksensor des Galaxy S5.

Da viele Custom-ROM-Nutzer nicht auf Googles Apps verzichten wollen, haben wir diese auf zwei Geräten ebenfalls installiert. Auf dem Galaxy S5 fror Lineage danach allerdings stets kurz nach dem Booten ein. Auf dem OnePlus One hingegen hatten wir keinerlei Probleme mit den Google-Apps. Die freien Google-Alternativen UnifiedNlp und MicroG Services Core bekamen wir nicht ans Laufen.

Probleme gab es mit der System-Update-Funktion (Einstellungen/Über das Telefon/Updates): Das S5 fror reproduzierbar ein, als wir ein jüngeres Nightly installieren wollten.

Auf dem Nextbit Robin behauptete der Updater mehrfach, es würde ein Update vorliegen, das jedoch auch nach mehreren Download-Versuchen immer defekt war. Später ließ sich das Nightly vom 24.1. zwar fehlerfrei herunterladen und installieren – aber dann startete Android gar nicht mehr, sondern das Smartphone bootete nur noch TWRP.

Erst die erneute Installation des Original-ROMs brachte Abhilfe, entfernte aber natürlich auch TWRP. Von weiteren Versuchen nahmen wir Abstand, erst bei Erscheinen des Nightly vom 30.1. packte uns wieder die Experimentierlust. Zunächst mit Erfolg: TWRP und das Nightly liefen problemlos

Doch ein paar Wochen später trat der alte Fehler trat wieder auf: Das System bootete nach einem OTA-Update immer in TWRP, das LineageOS war nicht mehr startfähig. Wir vermuten, dass wohl nicht ein Fehler im alten Nightly die Ursache für den ersten Crash war, der im zweiten Nightly behoben war, sondern dass der Fehler woanders liegt, möglicherweise im OTA-Updater.

Vielleicht ist aus irgendwelchen Gründen auch nur unser Exemplar betroffen, in den Foren war jedenfalls nichts von ähnlichen Fehlern zu lesen. Als einzige Abhilfe fällt uns ein, auf die OTAs zu verzichten und die Nightlies von Hand per PC einzuspielen. Doch weil dabei alle Einstellungen und Apps flöten gehen, ist das für uns keine Lösung und wir bleiben bis auf weiteres beim Original-ROM von Nextbit.

(cwo)