Halley VI: Die britische Antarktisstation zieht um

Weil ein Teil des Brunt-Schelfeises abzudriften droht, musste die antarktische Forschungsstation Halley VI an einen neuen Standort umziehen. Der Prozess ist jetzt geschafft.

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Zum Glück war die Forschungsstation Halley VI von vorneherein wie ein gigantischer Schlitten gebaut. So fiel der Umzug an den neuen Standort vergleichsweise leicht, auch wenn er immer noch 13 Wochen gedauert hat, wie das Team vom British Antarctic Survey (BAS) berichtet. In der vergangenen Woche konnte die Umsiedlung nun abgeschlossen werden. Die acht Forschungsmodule stehen jetzt 23 Kilometer weiter östlich auf dem 150 Meter dicken Brunt-Schelfeis.

Der Grund für den Umzug: Eine besorgniserregende Spalte hatte sich südöstlich des ursprünglichen Standorts immer weiter vorgearbeitet. Im Dezember vergangenen Jahres startete Halley VI daher ihre Reise. Und zeigte damit erstmals ihre Mobilität, zu der sie entwickelt worden war. Die Module der Forschungsstation stehen auf Skiern, die 3,90 Meter lang und 1,10 Meter breit sind. Sie sind zudem hydraulisch höhenverstellbar, um die Module schrittweise anzuheben. Sonst würden sie langsam im Schnee versinken, denn um Halley herum bleiben pro Jahr 1,5 Meter Schnee liegen.

Halley VI - Umzug einer Forschungsstation (12 Bilder)

Noch an ihrem alten Standort: Die antarktische Forschungsstation Halley VI stand bisher im Brunt-Schelfeis. Doch aufgrund eines fortschreitenden Risses im Eis war nun ein Umzug nötig.
(Bild: British Antarctic Survey)

Die BAS betreibt Halley bereits seit 1956. Halley VI wurde 2012 gebaut. Durch Forschungen zum Weltraumwetter, Klimawandel und zur Erdatmosphäre entdeckte man auf einer der Vorgängerstationen 1985 das antarktische Ozonloch. Für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ist der Standort ebenfalls interessant. Aufgrund der Abgeschiedenheit lässt sich gut untersuchen, wie sich Menschen an ein Leben an isolierten Orten anpassen.

Doch für derlei Forschungen ist erst einmal Pause. Im Januar entschied sich die Direktion der BAS – trotz des Umzugs – gegen eine Überwinterung des Forschungspersonals auf der Station. Von März bis November 2017 wird Halley VI somit verlassen bleiben. Ein neuer Eisriss ist der Grund. Zwar bestehe aktuell keine direkte Gefahr für die Station oder das Personal, dennoch ist nicht vorhersehbar, was mit dem Eis im arktischen Winter passieren wird, heißt es in einer Mitteilung des BAS. Sollte das Eis weiter brechen, wäre es dann schwierig, die Wissenschaftler rechtzeitig zu evakuieren. Rettungen per Schiff und Flugzeug sind mit extrem niedrigen Temperaturen, 24-Stunden Dunkelheit und weiträumiges Meereis konfrontiert. Ob schließlich noch ein weiterer Umzug für Halley VI ansteht, lässt der BAS bisher offen.

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(jle)