Traumreisen

Besuch beim Oldiespediteur

Die Spedition West Coast Shipping hat eine Spezialität im Programm. Sie verschifft den Kunden ihre fahrenden, rollenden, fliegenden oder auch rostenden Schätze überallhin auf der Welt. Das hat zur Folge, dass ihr Gelände voll ist mit sehenswerten Autos zwischen „Neuzustand“ und „Relikt“

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marcel Sommer
Inhaltsverzeichnis

Wer zum ersten Mal über den mit rund 300 zwischengeparkten Fahrzeugen belegten Parkplatz im kalifornischen Richmond nahe San Francisco schlendert, traut seinen Augen und Ohren nicht. Neben völlig verrosteten, ausgebrannten und eigentlich nur noch nach Eisenschrott zum Kilopreis aussehenden Vehikeln stehen wunderschöne Traumautos. Hier eine Pagode (Mercedes-Benz W 113), dort ein DeLorean dmc-12, drüben ein VW Bus T1 und dahinter noch ein schöner Porsche 356. Fahrzeuge, die hierzulande nur aus nächster Nähe sehen kann, wer zuvor ein teures Ticket für ein Oldtimer-Festival erstanden hat. In Richmond stehen sie Stoßstange an Stoßstange – oder was davon noch übrig ist.

„Bei uns kostet jede Verschiffung per Container 1300 Dollar plus Steuern und Co. Dabei ist es völlig unerheblich, was die Fracht an sich wert oder was sie überhaupt ist. Ob Auto, Motorrad, Yacht oder Flugzeug – wir verschiffen alles rund um den Globus. Und wenn es einmal nicht in einen Übersee-Container passt, dann schicken wir es per Roll-on-roll-off-Schiff auf die Reise“, verrät der Marketing Direktor von West Coast Shipping Dmitriy Shibarshin.

Eisenschrott zum Kilopreis neben Traumautos

Und wer jetzt glaubt, das Außengelände sei normalerweise schon einen ordentlichen Eintrittspreis wert, der staunt erst recht beim ersten Blick in die große Verladehalle. Dort stehen die meisten der ganz wertvollen Autos. Vor allem in den Tagen nach der Monterey Car Week im August inklusive des legendären Pebble Beach Concours d‘ Elegance und der zahlreichen Auktionen ist die Halle voll mit unbezahlbaren Raritäten.

Erfreulich sowohl für die Besitzer der rollenden Schätze als auch für West Coast Shipping: noch nie wurde auf dem Werksgelände eingebrochen. „Selbst wenn hier jemand einbrechen würde, stände er vor der großen Frage: „Wie komme ich hier wieder raus?“ Wir positionieren jeden Abend einen Überseecontainer vor der Ausfahrt“, verrät Dmitriy Shibarshin. Auf das auf Schrottplätzen oft bewährte Alarmsystem „Hund“ wird in Richmond verzichtet. Stattdessen oder gerade deshalb schleichen unzählige Katzen über das Gelände. „Bevor wir vor drei Jahren dieses Gelände bezogen haben arbeitete hier eine Dame, die ganz offensichtlich etwas für streunende Katzen übrighatte. Die Dame ist weg, die Katzen hat sie hiergelassen“, lautet die Erklärung.