CD-Pilz liebt Tropen-Klima

Pilze der Gattung Geotrichum können auf CDs siedeln und Daten zerstören; eine spanische Studie bringt neue Details ans Licht.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter Monnerjahn

Vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass ein spanisches Forscherteam einen Pilz entdeckt hat, der in CDs eindringen und sie unlesbar machen kann. In wenigen Wochen werden die Ergebnisse der Wissenschaftler des Centro de Investigaciones Biológicas, einer Einrichtung der spanischen Forschungsgemeinschaft CSIC (Consejo Superior de Investigaciones Científicas), in der Fachzeitschrift "Naturwissenschaften" veröffentlicht. heise online und c't berichten vorab über die Ergebnisse dieser Studie.

Der Anlass für die Untersuchung war eine Audio-CD aus dem mittelamerikanischen Belize. Teile dieser CD waren augenscheinlich von einem biologischen Zerfallsprozess betroffen, die Daten nicht mehr lesbar. Die Scheibe wurde nach Spanien gebracht und elektronenmikroskopisch untersucht. Um den Pilz isolieren und anreichern zu können – erst bei ausreichenden Mengen sind mikrobiologische Bestimmungen möglich –, wurde die CD in Stücke geschnitten und in Petri-Schalen auf Nährmedien inkubiert.

Diese bisherigen Untersuchungen haben ergeben, dass es sich bei dem Befall (siehe Bild) in der Tat um einen Pilz der Gattung Geotrichum handelt, mithin um einen Verwandten des weit verbreiteten Milchschimmelpilzes Geotrichum candidum. Der Pilz frisst sich zwischen der Polycarbonatschicht und der Aluminium-Reflexionsschicht des Datenträgers von außen nach innen, wobei er sich in zahlreiche Seitenarme verzweigt. Dadurch löst sich die Reflexionsschicht vom Polycarbonat ab, und die an dieser Stelle in das Polycarbonat gepressten Daten sind nicht mehr lesbar. Bisher vermuten die Wissenschaftler, dass der Pilz sich von dem Kohlenstoff des Polycarbonats ernährt. Inwieweit die Polycarbonatschicht beschädigt wird, ist allerdings noch nicht geklärt.

Nun kommt besagter Pilz nach Angaben der Autoren nur in Klimazonen zum Zuge, die ihm mit mindestens 30° Celsius und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit eine ausreichende Lebensgrundlage bieten. Wegen dieser äußeren Bedingungen und des noch sehr frühen Forschungsstandes ist noch nicht klar, ob der Pilz eine generelle Bedrohung für CDs darstellt. Sollte dies der Fall sein, wäre es eventuell nur unter besonderen Bedingungen möglich, sensible Daten auf CDs für längere Zeit zu lagern.

Wer glaubt, im Besitz einer befallenen CD zu sein, kann der Wissenschaft übrigens einen Dienst erweisen: Um ihre Ergebnisse verifizieren zu können, suchen die Autoren der Studie nach weiteren befallenen Scheiben aus Erdteilen mit tropischem Klima. (pmo)