Nach US-Einreise-Verbot: Baden-Württemberg nimmt gestrandete Forscher auf
Der anhaltende Streit um Trumps Einreise-Verbot hat auch in Deutschland mehr und mehr Konsequenzen: Drei verfolgte Wissenschaftler, die eigentlich an US-Universitäten forschen wollten, sollen nun an baden-württembergische Hochschulen kommen.
Stadtbibliothek Stuttgart
(Bild: jwltr freiburg, CC BY-SA 2.0)
Baden-Württemberg nimmt wegen des umstrittenen von Donald Trump verhängten US-Einreise-Verbots und den daraus folgenden Unsicherheiten verfolgte Wissenschaftler auf. Es handelt sich um drei Forscher aus dem Iran und Syrien. Das Land werde die Wissenschaftler, die auf der Flucht und in einer Notlage seien, an den Universitäten Heidelberg, Stuttgart und Tübingen aufnehmen, erklärte das Wissenschaftsministerium in Stuttgart.
Siehe zum Thema:
- Silicon Valley vs. Trump: Über 100 IT-Konzerne wenden sich vor Gericht gegen Einreise-Verbot
- Trump poltert gegen Stopp des Einreiseverbots, Gericht lehnt Eil-Antrag ab
- Bundesrichter stoppt Trumps Einreisebann, Weißes Haus aufgebracht
- Nach Protesten: Uber-Chef verlässt Beratergremium von Donald Trump
- Technische Organisationen befürchten Behinderungen durch Trumps Einreise-Bann
- Kuschelkurs vorbei? US-Konzerne schießen gegen Trumps Einreiseverbot
- Google ruft Angestellte in die USA zurück
- Zuckerberg kritisiert Trump für Einwanderungspolitik
- "Statistisch gesehen": Der US-Tech-Sektor baut auf Migration
- #heiseshow: Schadet Trump der Technik-Branche?
Versperrter Weg in die USA
Die drei Forscher hatten dem Ministerium zufolge konkrete Aufnahmezusagen an US-Universitäten, konnten dann aber nicht einreisen. Sie hätten Visaanträge gestellt, die dann aber nach der Einreisesperre und dem Dekret von US-Präsident Trump nicht bekommen, berichtete ein Ministeriumssprecher. Bislang sei solch eine Ausstellung nach der Zusage einer Universität in den USA eine reine Formalität gewesen, erklärte ein Sprecher gegenüber heise online. Deswegen seien die Forscher tatsächlich gestrandet.
US-Präsident Donald Trump hatte vor anderthalb Wochen einen 90-tägigen Einreisestopp für Menschen aus den islamisch geprägten Ländern Syrien, Iran, Irak, Sudan, Somalia, Libyen und Jemen verfügt. Später setzte ein Gericht den Erlass aus. Seitdem hält das juristische Tauziehen vor einem US-Bundesgericht um das Einreise-Verbot an.
Bei den drei Wissenschaftlern handelt es sich um einen iranischen Politologen, der nun an die Universität Heidelberg kommt. Ein syrischer Elektroingenieur soll an der Uni Stuttgart arbeiten, ein weiterer iranischer Wirtschaftswissenschaftler am Lehrstuhl Vorderer Orient und Vergleichende Politikwissenschaften in Tübingen. Sie sollen an den Hochschulen ihre Forschung fortsetzen können.
Hilfe für verfolgte Wissenschaftler
Die Stellen für die drei Forscher werden aus dem Baden-Württemberg-Fonds für verfolgte Wissenschaftler finanziert. Die Mittel dafür kommen von der Baden-Württemberg-Stiftung und der Max-Jarecki-Stiftung in New York. An der Finanzierung der aktuellen Notfälle beteiligt sich laut Wissenschaftsministerium zusätzlich das Institute of International Education (IIE), das auch in New York sitzt.
Angesichts weltweiter Konflikte richtet Baden-Württemberg – unabhängig von der Aufnahme dieser drei Forscher – ein spezielles Förderprogramm für verfolgte Wissenschaftler ein. Der Fonds verfügt über eine Million Euro. In den kommenden Jahren sollen bis zu 25 Forscher dadurch die Möglichkeit bekommen, ihre wissenschaftliche Arbeit in Baden-Württemberg fortzusetzen. (mho)
