Der geniale Pleitier

Motorradhersteller Buell ist wieder insolvent

Erik Buell ist wieder insolvent. Überraschend kommt die Nachricht nicht, denn für den amerikanischen Motorradhersteller ist es bereits das dritte Mal. Dass die Ursachen für die Pleite sich gleichen, dürfte neue Investoren trotz eines bekannten Namens nicht gerade in Massen anziehen

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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Der US-Amerikaner Erik Buell ist ein begnadeter Motorrad-Ingenieur und Rennsport-Fanatiker. Dazu ein äußerst sympathischer Charakter, der gerne lacht, sich am liebsten leger in Jeans und kurzärmlige Hemden kleidet und gerne mal seine E-Gitarre auspackt, um in die Saiten zu hauen. Er ist ein eher bescheidener Typ, der aber dennoch durch sein Wissen über die Entwicklung von Motorrädern beeindruckt. Das kommt gut an bei den Managern großer Firmen. Doch Erik Buells Dilemma war immer, dass er einfach kein Geschäftsmann ist.

Vom Rennfahrer zum Motorradbauer

Als junger Mann fuhr Buell selber einigermaßen erfolgreich Rennen, zuerst Motocross, dann auf dem Asphalt. Er verdingte sich als Mechaniker bei Racing-Teams, während er abends an der Universität von Pittsburgh für sein Maschinenbau-Studium büffelte. Als fertiger Ingenieur wollte er unbedingt für Harley-Davidson arbeiten. Statt eine Bewerbung zu schicken, flog er 1979 nach Milwaukee und überredete die Geschäftsführung, ihn einzustellen.

Parallel zu seinem Job entwickelte er ein 750er-Zweitakt-Rennmotorrad, basierend auf einer britischen Barton. 1983 kündigte er bei Harley-Davidson, um sich ganz seinem Rennsport-Projekt zu widmen. Doch als sich endlich die ersten Erfolge einstellten, wurde die Klasse der großen Zweitakter zugunsten der Viertakter 1986 eingestellt. Notgedrungen sah sich Buell nach Viertakt-Motoren um und dank seiner immer noch guten Kontakte zu Harley-Davidson erhielt er ein paar Motoren der XR1000, ein Renn-Motorrad, mit dem er 1983 persönlich beim Road America Battle of the Twins bis auf einen Podestplatz gefahren war.

Mit dem Viertakter bergauf

Daraus entstanden fünfzig Stück der Buell RR 1000, bevor sie durch den 1200er-Motor der Sportster ersetzt wurde und in größeren Stückzahlen gebaut werden konnte. Von da an ging es mit seiner Firma Buell Motorcycle Company bergauf, schließlich konnte er sogar die Geschäftsführung von Harley-Davidson überreden, sich mit 51 Prozent zu beteiligen, denn schon damals drückten ihn Geldsorgen. Buell wurde das sportliche Aushängeschild von Harley-Davidson und der findige Konstrukteur baute etliche Modelle mit unorthodoxen Detaillösungen, um sie leichter und schneller zu machen. 2003 kaufte Harley-Davidson schließlich die Buell Motorcycle Company ganz auf. Doch als 2008 die Weltwirtschaftskrise ausbrach, verlor auch Harley-Davidson sehr viel Geld und musste sparen. Am 30. Oktober 2009 schloss man deshalb über Nacht die Buell Motorcycle Company.

Immer ein Kämpfer

Erik Buell war zunächst völlig geschockt, doch er war immer schon ein Kämpfer gewesen und sah sich bald nach neuen Geldgebern um. Harley-Davidson wollte die Namensrechte an der Buell Motorcycle Company nicht rausrücken, daher nannte er die 2010 neu gegründete Firma EBR (Erik Buell Racing) Motorcycles, deren Firmensitz in East Troy/Wisconsin verblieb.

Ende 2012 beteiligte sich Hero, der größte indische Motorradhersteller, mit 49,2 Prozent Anteilen an seiner Firma. Doch offensichtlich hatte Erik Buell nichts aus der Vergangenheit gelernt und bestritt weiter Rennen, unter anderem die teure Superbike-Weltmeisterschaft. Anstatt sich auf die von ihm entwickelten Serienmotorräder EBR 1190 RX und EBR 1190 SX zu konzentrieren und das erwirtschaftete Geld in die Produktion und Entwicklung zu investieren, verbrannte er weiter große Summen im Rennsport.