Drohne statt Biene

Japanische Forscher haben ein kleines Fluggerät entwickelt, mit dem sich Blumen bestäuben lassen – für eine Welt ohne Insekten.

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Von
  • Antonio Regalado
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Es ist eine traurige Tatsache: Die Zahl der Bienenpopulationen geht in vielen Teilen der Welt weiter zurück. Noch sind die Gründe für das Massensterben der für die Landwirtschaft so wichtigen Lebewesen nicht abschließend geklärt. Ein Forscherteam aus dem japanischen Tsukuba hat nun aber eine mechanische Alternative zu den Pflanzenbestäubern entwickelt, das sie zumindest teilweise ersetzen könnte.

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Das Team vom National Institute of Advanced Industrial Science suchte eigentlich nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für klebrige Spezialflüssigkeiten aus der Klasse der ionischen Gele, die ungewöhnliche physikalische Eigenschaften aufweisen.

Um ihren "Pollinator" zu entwickeln, kauften die Wissenschaftler Einsteigerdrohnen von Amazon für rund 100 Dollar und befestigten Flicken aus Pferdehaar an ihrer Unterseite. Nachdem diese mit dem Gel bestrichen wurden, das feucht und ungefähr so klebrig wie Post-It-Notizzettel ist, waren die Fluggeräte bereit zum Einsammeln und Weitergeben von Pollenkörnern.

Erprobt wurde die Technik an japanischen Lilien in den Farben Rosa und Weiß. Die Drohne flog dazu an die männlichen und weiblichen Teile der Pflanzen heran. Das sei das erste Mal, dass eine Drohne eine Blume bestäubt habe, so Projektleiter Eijiro Miyako.

Die Erfindung ist allerdings noch kein Ersatz für echte Bienen oder Hummeln. Laut Joe Traynor, Bienenmakler in Kalifornien, benötigt allein die Mandelindustrie in diesem US-Bundesstaat 1,8 Millionen Stöcke mit rund 35 Milliarden Tieren. Die Mandelbäume lassen jedes Jahr drei Billionen Blüten sprießen. "Ich sehe keine Technologie, die die Insekten ersetzen könnte."

Die Bestäubungsleistung der Natur ist atemberaubend. Mit immer weniger Bienen bedarf es aber schnell einer Alternative. In manchen Teilen Chinas sind die Insekten bereits so gut wie verschwunden und Fruchtplantagen werden durch Menschen mit langen Pinseln bestäubt, die von Blüte zu Blüte klettern.

Die japanische Bestäubungsdrohne ist derzeit noch deutlich ineffizienter. So wird sie aktuell noch per Fernsteuerung kontrolliert. Noch ist es "unmöglich, Bienen mit manuellen Drohnen zu ersetzen", räumt auch Forscher Miyako ein. Es sei schon eine Herausforderung, eine Lilie mit ihren gut hervorstehenden Fortpflanzungsorganen zu treffen – was das für den Rest der Pflanzenwelt heißt, kann man sich ausmalen.

Das Experiment in Japan ist nicht das einzige seiner Art. Die Erfinderfirma Intellectual Ventures des früheren Microsoft-Managers Nathan Myhrvold hat 2015 ein Patent auf fliegende Bestäuber beantragt, die nach einem computerisierten Flugplan über eine Farm gelenkt werden. Und ein Team polnischer Forscher hat eine Schwebedrohne demonstriert, die eine Kunststoffblüte mit einem Pinsel kitzelt.

Miyako glaubt, dass es durchaus möglich ist, Pflanzen mit Drohnen in freier Natur zu bestäuben. Dazu müssen allerdings hochauflösende Kameras, GPS und vielleicht Künstliche Intelligenz her – alles ist für ultrakleine fliegende Roboter nach wie vor schwierig.

Warum die Bienen sterben, ist nicht abschließend geklärt, obwohl Krankheiten, Parasiten und Pflanzenschutzmittel eine wichtige Rolle spielen dürften. Im Januar setzte der U.S. Fish & Wildlife Service eine Hummelart erstmals auf die rote Liste gefährdeter Tierarten.

(bsc)