Kampf um iPhone-NFC: Banken beharren auf Freigabe der Nahfunktechnik durch Apple

Bislang dürfen nur Apples hauseigener Bezahldienst Apple Pay und die vorinstallierte Wallet-App den NFC-Chip des iPhones nutzen, Dritt-Apps bleiben ausgesperrt. Australische Banken pochen – unter Verweis auf Android – auf eine Öffnung von iOS.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 165 Kommentare lesen
Apple Pay

(Bild: dpa, Monica Davey/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Australische Großbanken wollen sich nun darauf konzentrieren, die Öffnung der NFC-Funktion des iPhones für Dritte durchzusetzen, wie ein Zusammenschluss aus vier Banken mitteilte. Dies soll den Bankhäusern ermöglichen, parallel zu Apple Pay auch hauseigene “digitale Brieftaschen” einzuführen – sonst befinde sich dieser “strategisch wichtige Zukunftsmarkt in Apples Würgegriff”. Den NFC-Chip in iPhone und Apple Watch kann bislang nur Apples kontaktloser Bezahldienst Apple Pay sowie Apples in iOS vorinstallierte Wallet-App nutzen.

Eine offene Zugriffsmöglichkeit auf die NFC-Funktion – wie sie auch bei Android gegeben ist – sei nicht nur für die Banken wichtig, sondern auch für viele andere Einsatzbereiche der Nahfunktechnik. Dies habe “globale Implikationen” für den Einsatz von NFC in Smartphones. Man sei “bereit und willig” Apple Pay zu unterstützen, solange man den Kunden auch hauseigene mobile Wallets anbieten könne.

Unter Verweis auf Sicherheitsbedenken hat Apple die NFC-Öffnung bislang abgelehnt: Die Freigabe des NFC-Chips für Dritte würde die Sicherheit des iPhones “grundlegend mindern”. Die “höchstmögliche Sicherheit” sei nur möglich, da die eigene Hardware, Software und Dienste in “tiefgreifend integrierter Form entwickelt” wurde, argumentierte der Konzern im vergangenen Jahr.

Die vier Banken fordern von der australischen Wettbewerbsbehörde die Zustimmung dafür, gemeinsam mit Apple über die NFC-Öffnung und die Einführung des Bezahldienstes Apple Pay verhandeln zu dürfen. Zuvor wollten die Bankhäuser zudem erreichen, dass sie die an Apple zu zahlenden Abgaben für die Apple-Pay-Nutzung an den Kunden weiterreichen dürfen – auf dieses Anliegen wurde nun verzichtet. Apple verdient Berichten zufolge an jeder mit Apple Pay durchgeführten Krediktkartentransaktion 0,15 Prozent mit. Dies zahlen die Finanzinstitute an den iPhone-Konzern. Die Verwendung von Apple Pay ist für Endnutzer kostenlos.

Apple Pay (4 Bilder)

In Deutschland soll Apple Pay in Kürze starten, iOS ist längst darauf vorbereitet. Neue Karten werden sich in der Wallet-App hinzufügen lassen.

Die australischen Banken haben zugleich Apples jüngste Vorwürfe zurückgewiesen, sie würden Apple Pay nur boykottieren, um generelle Abgaben für kontaktlose Zahlungen für die Endkunden einzuführen. Apple sei schließlich selbst der “führende Experte” dafür, Umsätze durch iPhone-Nutzer zu generieren, schreiben die Banken unter Verweis auf die schnell wachsende Dienstesparte des Konzerns.

Die Begrenzung von NFC auf Apple Pay halten auch die Schweizer Verbraucherschützer für einen “Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung”, sie beschwerten sich bei der Einführung von Apples Bezahldienst im vergangenen Jahr bei der lokalen Wettbewerbskommission. (lbe)