Nach Regulierungsentscheidung: Media Broadcast stößt UKW-Geschäft ab

Einen Tag nachdem die Bundesnetzagentur die Preisgestaltung des Rundfunkdienstleisters abgelehnt hat, will der sich von der analogen Technik verabschieden. Radio-Sender haben bis Sommer 2018 Zeit, um sich nach Alternativen umzusehen.

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Radio

(Bild: pixabay.com)

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Von
  • Torsten Kleinz

Die Entscheidung kam prompt: Am Dienstag hatte die Bundesnetzagentur das neue Preismodell von Media Broadcast vorläufig untersagt. Am Mittwoch veröffentlichte der größten Dienstleister für Rundfunk-Übertragungen seine Antwort: Das Tochterunternehmen des Mobilfunkanbieters Freenet will sich nun komplett aus dem Geschäft mit dem analogen Radio zurückziehen.

Der Schritt ist offenbar Folge eines langjährigen Streits um die Liberalisierung des Rundfunkmarktes, die insbesondere für kleinere Radioanbieter erhebliche Preissteigerungen zur Folge hatte, die ab April 2017 gelten sollten. So hatte der private Anbieter Alster Radio in einem offenen Brief eine Verdreifachung der Übertragungskosten beklagt.

Die Bundesnetzagentur hat nun in einer nachträglichen Entgeltkontrolle das neue Preismodell gestoppt. "Nach den bisherigen Ermittlungen verstoßen 14 der insgesamt 102 verschiedenen Entgelte offenkundig gegen das Verbot eines Preishöhenmissbrauchs zu Lasten der betroffenen Programmveranstalter", heißt es in einer Mitteilung der Regulierungsbehörde. Weitere 40 Entgelte beeinträchtigten die Wettbewerbsmöglichkeiten anderer Anbieter von UKW-Übertragungsleistungen. Viel Hoffnung auf eine Rücknahme der Entscheidung kann sich Media Broadcast nicht machen. So sprechen die Regulierer von offenkundigen Verstößen gegen die gesetzlichen Regelungen.

Angesichts dieser Entscheidung sieht Media Broadcast offenbar keine Zukunft mehr für das eigene UKW-Geschäft. "In Zukunft werden wir gemeinsam mit unserer Eigentümerin, der freenet Group, eine klare Digital-Strategie verfolgen", erklärt Wolfgang Breuer, Chef von Media Broadcast. Zwar wolle das Unternehmen noch bestehende Verträge mit Sendern erfüllen, spätestens zum 30 Juni 2018 sollen die Analog-Anlagen entweder verkauft oder abgeschaltet werden. Lediglich die Wartung der Anlagen will das Unternehmen weiter anbieten.

Im Verkaufsverfahren will der Dienstleister zunächst Gespräche mit den eigenen Kunden beginnen. Sollten die Radio-Betreiber kein Interesse zeigen, die UKW-Verbreitung in eigene Hände zu nehmen, soll das komplette UKW-Geschäft in einer Auktion angeboten werden. Laut Medienberichten geht es dabei um mehr als 1000 Antennen. Das Unternehmen, das einst aus T-Systems hervorgegangen und Anfang 2016 von freenet übernommen worden war, geht von einem reibungslosen Übergang aus, da es in der Vergangenheit schon öfters auf den Verkauf seiner UKW-Infrastruktur angesprochen worden sei. Media Broadcast will sich in Zukunft auf die digitale Übertragung per DVB-T2 HD und DAB+ konzentrieren. (axk)