Mit Trump zurück ins Kohlezeitalter

Donald Trump will die Kohleindustrie in den USA wiederbeleben. Doch nicht nur der Klimaschutz spricht dagegen: Die Kohle ist schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig.

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Mit Trump zurück ins Kohlezeitalter

Trump während des Wahlkampfs im Oktober 2016 in Wilkes-Barre in Pennsylvania.

(Bild: Zuma Press / Imago)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • James Temple
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Die frischgebackene Trump-Regierung hat keine Zeit verschwendet, um klarzumachen, dass sie eine gänzlich andere Energiepolitik verfolgen wird als Präsident Obama. Schon am Tag der Vereidigung von Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika erschien auf der Website des Weißen Hauses eine Seite mit dem Namen "An America First Energy Policy Plan". Trump und seine Leute kündigen darin an, Klimaschutzauflagen beseitigen und die Produktion von Kohle, Öl und Erdgas vorantreiben zu wollen. Gleichzeitig wurde die Klimawandel-Website der US-Regierung abgeschaltet.

Der neue Energieplan erwähnt Sonnenenergie, Windenergie oder andere erneuerbare Energien dagegen mit keinem Wort. Einzig von einer "sauberen Kohletechnologie" ist die Rede, die aber bisher den Beweis der Wettbewerbsfähigkeit schuldig geblieben ist, schreibt Technology Review in seiner neuen Ausgabe (ab sofort im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich).

"Zu lange sind wir durch belastende Auflagen für unsere Energieindustrie aufgehalten worden", heißt es in Trumps neuem Energieplan. "Präsident Trump wird diese schädlichen und unnötigen Regelwerke wie den Climate Action Plan und die Gewässerrichtlinie beseitigen. Die Aufhebung dieser Restriktionen wird amerikanischen Arbeitern enorm helfen und ihre Löhne um mehr als 30 Milliarden Dollar in den nächsten sieben Jahren anheben."

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Trumps Energieplan bekräftigt auch sein Wahlkampfversprechen, die Kohleindustrie wiederzubeleben. Während seiner Wahlkampfauftritte im Coal Country im Nordosten von Pennsylvania hat Donald Trump immer wieder versprochen, Minenarbeiter wieder in Lohn und Brot zu bringen und geschworen, vier Jahrzehnte Wirtschaftsgeschichte rückgängig zu machen.

Anfang Mai sprach Trump vor einer jubelnden Menge in West Virginia, viele von ihnen Minenarbeiter, die Schutzhelme mit der Aufschrift "Trump Digs Coal" trugen (zu Deutsch etwa: "Trump kapiert die Kohle und steht auf sie"). Trump versprach den Kumpels, sie sollten sich bereitmachen, denn sie würden sich für die Kohle schon bald wieder den "Arsch abarbeiten". Auch nach der Volkswahl kündigte der Immobilienmagnat an, "arbeitsplatzvernichtende Einschränkungen" der Energiegewinnung rasch aufzuheben, darunter explizit "Clean Coal" ("sauberer Kohle") und Schiefergas.

Übereinstimmend sagen Experten, dass die größte Herausforderung für die Kohlebranche nicht die Auflagen der Regierung seien, sondern der durch Fracking niedrige Erdgaspreis. Hinzu kommt, dass die Jobs im Kohlebergbau vor allem durch die zunehmende Automatisierung und die immer weniger personalintensiven Verfahren wie dem Tagebergbau zurückgegangen sind.

Plakat, das von "sauberer Kohle" Arbeitsplätze in Michigan verspricht

(Bild: America's Power CC BY 2.0)

Die Entwicklung ist seit dem Boom in den 70er-Jahren zu beobachten, schon während der Kohleabbau noch zunahm. 1979 gab es mehr als eine Viertelmillion Bergbaujobs in den USA. Vergangenen Oktober waren es nach Angaben der Behörde für Arbeitsstatistik weniger als 54.000. Das passt natürlich nicht zu der von der Kohleindustrie so gern erzählten Geschichte, wonach angeschlagene Unternehmen und Bergarbeiter Opfer des von der umweltbesessenen Obama-Regierung geführten "Kriegs gegen Kohle" sind.

Das alles heißt aber nicht, dass die Trump-Regierung nicht doch damit protzen wird, der Kohleindustrie zu helfen. Ein Versprechen lautet, Obamas Clean Power Plan zu beenden. Dieser verpflichtet die Bundesstaaten, die Emissionen des Energiesektors zu begrenzen. Nach einer Analyse der Energy Information Administration (EIA) würde er die Kohleproduktion tatsächlich drosseln und die Schließung von Kohlekraftwerken beschleunigen. Eine weitere Trump-Position zur Energiepolitik im Wahlkampf war, Obamas Moratorium über neue Schürfrechte zu beenden und so "Kohlereserven von Hunderten von Jahren" freizusetzen, wahrscheinlich durch die Lockerung von Auflagen für potenzielle Abbaugebiete.

Aber diese Maßnahmen dürften kaum eine größere Nachfrage nach Kohle nach sich ziehen. Trumps Politik wird bestenfalls helfen, den Niedergang des Kohlesektors zu verlangsamen, sagt Chiza Vitta, Bergbau-Analyst der Rating-Firma Standard & Poor’s. Ironischerweise arbeitet Trump selbst gegen sein Kohleziel: Er hat ebenso angekündigt, die Auflagen fürs Fracking zu lockern. Damit dürfte Gas in naher Zukunft erst recht billig und reichlich verfügbar bleiben.

Die ganze Welt wird einen hohen Preis für Trumps "Amerika-zuerst-Energieplan" bezahlen. Denn er könnte für mehrere Milliarden Tonnen zusätzlicher Treibhausgase sorgen und damit die geringen Chancen, dass die globale Erwärmung unter der kritischen Zwei-Grad-Schwelle bleibt und so eine Umweltkatastrophe verhindert wird, weiter schmälern. (jle)