Googles Android Messages: Angriff gegen WhatsApp und Co. durch die Hintertür RCS

Google treibt mit Hochdruck den Ausbau des SMS-Nachfolgers RCS voran. Offenbar will das bei Messengern erfolglose Unternehmen auf diese Weise einen Fuß in diesen Markt bekommen, den bislang Konkurrent Facebook dominiert.

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Google: Angriff gegen WhatsApp und Co. durch die Hintertür RCS
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Mit einem neuen technischen Unterbau soll Googles Messenger wieder konkurrenzfähiger werden.

(Bild: Google)

Google benennt seinen SMS-Client um: Aus "Messenger" wird "Android Messages". Das alleine wäre kaum eine Meldung, wenn es nicht im Vorfeld des MWC als Vorzeichen eines größeren, strategischen Umbaus erscheint. Zu den Neuerungen zählt nämlich "Simpler sign-up for enhanced features on supported carriers". Und bei diesen "enhanced features" dreht es sich um: "you can send messages over Wi-Fi or your data network, see when friends have read your message, and more" – also Funktionen, die für Messsenger wie WhatsApp oder Telegram normal, aber für die althergebrachten, von den Netzbetreibern betriebenen Messengerdienste eher neu sind.

Im Stillen hat sich Google in den letzten Jahren mit den Mobilfunkunternehmen zusammengetan, um gemeinsam wieder Marktanteile bei den Messengern (zurück) zu gewinnen. Die Netzbetreiber hatten früher mit SMS quasi ein Monopol auf das Messaging in ihren Netzen, bis ihnen WhatsApp, Facebook Messenger und Co. das Wasser abgegraben haben. Google wiederum versucht mit immer neuen Apps und gleichbleibend niedrigem Erfolg, auf dem Messenger-Markt Fuß zu fassen.

Ein E-Commerce-Bot als ein mögliches Anwendungsszenario für die Zukunft.

(Bild: Google)

Die Carrier und Google haben ihre Kräfte gebündelt. Google hat im Jahr 2015 ein Start-up namens Jibe übernommen, dass sich des im Grunde steinalten Mobilfunk-Standards namens Rich Communications Services (RCS) angenommen und ihn unter dem Namen Universal Profile neues Leben eingehaucht hat. Wired zeichnet in einem ausführlichen Artikel nach, wie Google nach und nach mehrere große internationale Mobilfunkunternehmen an Bord geholt hat – Telenor, Globe, Vodafone und Orange etwa. Auch die Deutsche Telekom macht mit. Insgesamt listet die Homepage 47 Netzwerkbetreiber auf, die den Standard unterstützen, sowie 11 Gerätehersteller. Apple und Samsung fehlen aber bislang.

Auf dem Mobile World Congress wollen die Partner die gemeinsamen Bemühungen offenbar auf der großen Bühne vorstellen. In einer Session mit dem Titel "Network 2020 - A New Global Platform For Conversations, Chatbots & Commerce" geht es um das Universal Profile unter anderem als Plattform für "die Zukunft der Chatbots und des Conversational Commerce". Ein zentrales Element dabei scheint der Messenger zu sein, der jetzt eben nicht mehr Google Messenger oder Messenger heißt, sondern "Android Messaging" – das klingt neutraler, die App stammt aber natürlich nach wie vor von Google.

Es spricht eine Menge dagegen, dass RCS jemals Erfolg hat. Die Provider haben in der Vergangenheit viel zu lange an SMS festgehalten, und damit ihre Kunden erst in die Arme der Messenger-Anbieter getrieben. Google hat bislang kein Gespür dafür gezeigt, was Messenger-Nutzer möchten.

Dennoch: Wenn sich so viele derart wichtige Player im Telekommunikationsmarkt zusammentun, könnten sie etwas bewegen. The Verge zitiert Google mit der Aussage, dass, wenn man alle beteiligten Carrier zusammennimmt, bereits mehr als eine Milliarde Anwender den neuen Standard nutzen können. Wie auch immer: Es wird spannend, wie die Mobilfunk-Community auf dem Mobile World Congress den neuen Anlauf mit RCS aufnimmt. (jo)