US-Regierung will schon 2018 Menschen um den Mond schießen

Das Weiße Haus will bereits nächstes Jahr zwei Astronauten rund um den Mond und zurück befördern. Doch es wäre der erste Start der passenden SLS-Rakete überhaupt. Die NASA macht jetzt erst einmal eine Machbarkeitsstudie.

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Darstellung einer Rakete im Flug

SLS unterwegs (Künstlerische Darstellung)

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

So könnte das SLS einmal aussehen.

(Bild: NASA/MSFC)

US-Präsident Donald J. Trump möchte möglichst rasch US-Amerikaner auf den Mond bringen. Also macht er Druck auf die NASA. Sie soll möglichst schon nächstes Jahr Astronauten in eine Mondumlaufbahn befördern. Dafür kommt nur das Space Launch System (SLS) in Frage. Doch es wäre der erste Einsatz der Rakete überhaupt. Die NASA studiert nun die Vor- und Nachteile der kurzfristigen Umplanung.

SLS soll die kräftigste Rakete der NASA-Geschichte werden und dereinst bemannte Flüge zum Mars ermöglichen. 2011 erhielt Boeing den Zuschlag. Zunächst wurde der Jungfernflug der Rakete samt Orion-Raumkapsel für 2017 anvisiert. Diese als EM-1 bekannte Mission wurde inzwischen auf November 2018 verschoben. Geplant war eine Reise rund um den Mond, aber ohne Besatzung. Der erste bemannte Flug, EM-2, steht erst für 2021 auf dem Programm.

NASA Associate Administrator William H. Gerstenmaier

(Bild: NASA/Bill Ingalls)

Das könnte sich nun kurzfristig ändern. Das Weiße Haus hat die NASA mit einer Machbarkeitsstudie über die Mitnahme zweier Astronauten beauftragt. Bereits in etwa einem Monat sollen die Ergebnisse vorliegen. "Wenn wir das herausgeben, werden wir keine fixe Empfehlung in der einen oder andere Richtung geben", sagte William H. Gerstenmaier, Leiter der bemannten Raumfahrt der NASA, am Freitag in einer Telefonpressekonferenz. Vielmehr gelte es, die Vor- und Nachteile herauszustreichen.

Klar ist: Die Umrüstung für eine Crew würde Zeit und Geld kosten. Wieviel, soll die Studie klären. Notwendig wären zusätzliche Geräte, was wiederum Änderungen beim Zusammenbau und mehr Tests nach sich zieht. Gleichzeitig sollen die zusätzlichen Risken erwogen und den erwarteten Vorteilen gegenübergestellt werden.

Abgesehen von der Beschleunigung des Mondfahrtprogramms sind die Vorteile, soweit bisher bekannt, überschaubar. Mit Menschen an Bord könnten bestimmte Systeme intensiver getestet werden. Vielleicht wäre auch der für 2021 (EM-2) geplante All-Spaziergang machbar, während eine Mondlandung völlig ausgeschlossen ist. Wissenschaftliche Aufgaben nannte die NASA bislang keine.

Die Orion-Kapsel. Ihr Versorgungsmodul kommt aus Bremen.

(Bild: NASA)

Doch bisher fehlen noch jene Systeme, die Menschen das Überleben an Bord der Orion ermöglichen würden. Auch die notwendigen Anzeigen in der Kapsel sind nicht voll funktionsfähig. Immerhin gibt es bereits Sitze und ein Rettungssystem, das im Falle einer Fehlfunktion die Raumkapsel von der Rakete wegschießen würde. Die gelieferte Version sollte allerdings nur zur Simulation der Masse des Rettungssystems dienen; der Treibstoff ist kein echter Treibstoff.

Die obere Stufe der Rakete, eine modifizierte obere Stufe der Delta-IV-Rakete, ist bislang nicht für den Transport von Menschen zertifiziert. Abgesehen davon führte ein bemannter Flug zu einem anderen Flugplan. Zwecks Tests der Lebenserhaltungssysteme müsste die Kapsel einen zusätzlichen Tag in einer hohen Umlaufbahn um die Erde verbringen, bevor sie gen Mond aufbricht. Das wiederum würde zusätzlichen Schutz gegen Mikrometeoriten erforderlich machen.

Space Launch System (SLS) der NASA (9 Bilder)

Weit hinaus

Die ambitionierten Pläne der NASA für das SLS
(Bild: NASA/MSFC)

[Update 2:25 Uhr: Angaben zur Orion korrigiert] (ds)