Happy Birthday Telefon

Vor 125 Jahren gewann Alexander Graham Bell den Wettlauf um das Telefon-Patent.

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Von
  • Sven Kirch
  • dpa

Vor 125 Jahren, am 14. Februar 1876, reichte Alexander Graham Bell den Antrag für Patent 174 465 beim Patentamt der Vereinigten Staaten ein. Es ging um die "Methode und den Apparat für die telegrafische Übermittlung von gesprochenen und anderen Geräuschen, durch das Hervorrufen elektronischer Wellenbewegungen, ähnlich den Vibrationen geräuschbegleitender Luft" – heute bekannt als Telefon.

Der Erste, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Idee hatte, Geräusche elektronisch zu übertragen, war der Franzose Charles Bourseul. Bourseul war jedoch noch weit davon entfernt, seine Vorstellungen realisieren zu können. Es war ein Deutscher, der 1861 einen der ersten Vorläufer des Telefons erfand: Johann Philipp Reis konstruierte einen Apparat, der immerhin schon einen einfachen Ton mittels elektrischer Wellen transportieren konnte. Bis zur Übertragung von komplexer Sprache war der Weg jedoch noch weit.

In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts kam es dann zu einem wahren Wettlauf zwischen dem amerikanischen Erfinder Elisha Gray und dem in Schottland geborenen Graham Bell. Beide hatten unabhängig voneinander, basierend auf der Funktionsweise des Telegrafen, eine Vorstellung davon entwickelt, wie ein Telefon funktionieren könnte. Gray fand noch vor Bell heraus, dass es mit einem Elektromagneten möglich war, jeden übermittelten Ton zu reproduzieren. Allerdings verfügte er noch über keinen Transmitter, der in der Lage war, komplexe Sprachschwingungen zu übertragen. Das Gleiche galt für Bell.

Dieser fand aber einen anderen Ansatz, bei dem sich die beiden übermittelnden Enden gegenseitig in Schwingung versetzten. Mit Hilfe seines Assistenten Thomas Augustus Watson, eines Elektro-Technikers, der dem eher ungeschickten Bell unermüdlich zur Hand ging, gelang es im Juni 1875, ein Gerät zu bauen, das am Empfängerende – zunächst noch unverständliche – Sprachfetzen wiedergeben konnte. Am Ende war Bell nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch bei der Patentierung dieser bahnbrechenden Technologie einen Tick schneller als sein Konkurrent Gray.

Am 14. Februar reichten beide Erfinder nur wenige Stunden nacheinander ihre Patentanträge für die elektronische Übermittlung von Sprache ein. Bell war jedoch schon am frühen Morgen da und erhielt allein auf Grund dieses früheren Zeitpunkts das Patent für eine Erfindung, die die Welt revolutionieren sollte. Erst drei Tage, nachdem Bell das umstrittene Patent erhalten hatte, kam es am 10. März 1876 zum ersten Telefonat der Geschichte. "Mr. Watson, kommen Sie her. Ich möchte Sie sehen", waren Bells legendäre Worte zu dem im Nebenraum stehenden Watson – der sofort außer sich vor Glück zu ihm ins Zimmer stürzte.

Als sich diese Szene im Januar 1915 bei der Eröffnung der ersten transkontinentalen Verbindung zwischen San Francisco und New York wiederholte, sorgte Watson mit seiner Antwort auf Bells erneute Aufforderung für Gelächter: Er käme ja gerne, aber diesmal bräuchte er mindestens eine Woche. Für ebenso große Heiterkeit muss Mark Twain mit seinem satirischen Brief an Bells Geldgeber, seinen Schwiegervater Gardiner Greene Hubbard, gesorgt haben. Er adressierte ihn "An den Schwiegervater des Telephons". Twain liebte Erfindungen; er war der erste Schriftsteller, der ein komplett mit Schreibmaschine getipptes Skript einreichte. 1890 nun klagte er, dass der Telefonservice in Hartford, Connecticut, eine einzige Katastrophe sei. Es gebe keinen Nachtservice, und außerdem würde die Leitung immer dann abreißen, wenn er gerade dabei sei, so schön zu fluchen. (Sven Kirch, dpa) / ()