Druck für die Mobilität

125 Jahre Diesel-Patent: Wie der Selbstzünder ins Auto kam

Wenn heute BMW seine SUV in Spartanburg, USA baut und dann in Europa verkauft – die meisten davon ausgestattet mit Selbstzündern – dann hat das möglicherweise auch mit der Erfindung Rudolf Diesels zu tun, die er heute vor 125 Jahren patentieren ließ. Doch wie kamen die Selbstzünder ins Auto?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Diesel, Patente 22 Bilder
Lesezeit: 20 Min.
Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

Wenn heute BMW seine größeren und kleineren SUV in Spartanburg, USA baut und dann in Europa verkauft – die meisten davon ausgestattet mit Selbstzündern – dann hat das möglicherweise auch mit der Erfindung Rudolf Diesels zu tun, die er heute vor 125 Jahren patentieren ließ. Die Diesel-Zweitakter der riesigen Frachtschiffe erreichen mit einem Wirkungsgrad von 55 Prozent die beste thermische Effizienz aller Verbrennungsmotoren. Mit jedem anderen Antrieb als einem Dieselmotor wäre der Transport über die Ozeane deutlich teurer und es ist nicht gesagt, dass diese Erfindung jemand anderes gemacht hätte. Dass er auch im Auto erfolgreich werden würde, darauf hätte anfangs aber niemand gewettet.

Wie sehr der Ingenieur für Kältetechnik mit seinem „Wärmemotor“ die Mobilität revolutionieren würde, konnte ihm anfangs nicht völlig klar sein. Zunächst dachte Diesel als Gesellschaftsvisionär jedenfalls daran, mit seinem Motor kleinen Betrieben eine Kraftquelle zur Verfügung zu stellen, die sich keine teure Dampfmaschine leisten konnten. Doch profitierten deren Produktionsanlagen dann viel stärker von der rasant fortschreitenden Elektrifizierung.

Der Selbstzünder hingegen beflügelte aufgrund seines geringeren Platzbedarfs und des damals wie heute unerreichten Wirkungsgrads zunächst die maritime Mobilität und schuf so eine wichtige Grundlage für die Globalisierung. Der weltweite Handel wie wir ihn kennen ist undenkbar ohne die großen Frachter mit ihren bis zu 100.000 kW leistenden Maschinen. Ihr Vorläufer, das erste hochseetüchtige Schiff mit Dieselmotor, war 1911 die damals aufsehenerregende Selandia. Sie fuhr immerhin bis zu ihrem Unfall 1942 – eine beachtliche Dienstzeit für einen Prototypen.

Zukunft als mobile Kraftquelle

Diesel musste so noch zu Lebzeiten klar vor Augen geführt worden sein, dass sein Motor jedenfalls auch eine Zukunft als mobile Kraftquelle haben würde. In seinem Todesjahr 1913 schrieb er: „Es ist meine feste Überzeugung, dass der Automobilmotor kommen wird, und dann betrachte ich meine Lebensaufgabe als beendet.“

Seine Einschätzung wurde sicher bestärkt durch die Erfindung des Vorkammer-Brennverfahrens. Prosper L’Orange (von 1908 bis 1922 bei Benz & Cie.) hat sie am 14. März 1909 zum Patent angemeldet. Sie spart die konstruktiv aufwendige Lufteinblasung ein, indem die Einspritzdüse einen dem Zylinder vorgelagerten Brennraum versorgt. Das neue Brennverfahren ermöglicht – das klingt jetzt paradox – durch eine Verlangsamung der Verbrennung deutlich höhere Umdrehungszahlen und Literleistungen – beides wichtige Voraussetzungen für kleine, leichte, preisgünstige, wartungsarme und leistungsfähige Automotoren.