Die norwegische Trollbremse: Erst Quiz lösen, dann im Forum kommentieren

Wer einen Online-Artikel kommentieren will, muss erstmal ein kleines Quiz mit Fragen dazu bestehen: Norwegens Rundfunk testet aktuell, ob sich so Forenpöbler bremsen lassen.

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Nordwegischer Rundfunk: Mit Wissenstest zu friedlicheren Onlinekommentaren
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Auch in Norwegen haben Online-Medien mit Pöbeleien in Artikelforen zu kämpfen. Beim Technikblog NRKbeta des Norwegischen Staatsrundfunks NRK testet man aktuell, ob ein kleines Quiz für zivilere Umgangsformen in den Kommentaren sorgen kann: Nutzer müssen erst ein paar Multiple-Choice-Fragen zum Inhalt des Artikels richtig beantworten, bevor sie ihn kommentieren dürfen.

Das soll sicherstellen, dass die Kommentatoren auch wirklich den Artikel gelesen haben, den sie kommentieren möchten, erklärte der Redakteur Ståle Grut gegenüber der Journalistik-Plattform Nieman Labs. Wenn sich alle im Klaren seien, worum es im Artikel gehe, gebe es auch eine gemeinsame Basis für die Diskussion. Auch die kurze Denkpause, in der man die Fragen beantworte, könne helfen, um Nutzer aus dem "Rant-Modus“ zu bringen, führte Gruts Kollege Marius Arnesen aus.

Im Grunde sei auch nicht die Community rund um NRKbeta das Problem – hier würden laut Grut größtenteils sachorientierte und konstruktive Forendiskussionen geführt. Sobald jedoch die Artikel auf die NRK-Startseite kämen, werde noch ganz anderes Publikum angezogen und Dinge liefen mitunter aus dem Ruder.

Das Quiz wurde laut dem Bericht als Wordpress-Plugin umgesetzt; die dem Nutzer gezeigten Fragen werden aus einem Frage-Pool zufällig ausgewählt. Die Redakteure müssten die Fragen und Antworten bislang noch selber schreiben. Das Quiz werde auch nur bei einem Teil der Artikel angezeigt.

Die technikaffine NRKbeta-Community fand – wenig überraschend – schnell einen Weg drumherum und machte den auch publik. Grut verdeutlichte darauf, dass sie nicht die Adressaten seien. Man wolle einfach jene Leute bremsen, die im Forum nur Dampf ablassen möchten.

Was aus dem Versuch wird, bleibt abzuwarten. Andere Medien wie etwa die Süddeutsche Zeitung haben sich schon vor längerem zu drastischeren Schritten entschieden: Statt des Forums unter jedem Artikel gibt es seit 2014 nur noch einzelne, moderierte Debatten zu vorgegebenen Themen.

Mitunter wird deutlich schwereres Technologiegeschütz aufgefahren: Die Google-Schwesterfirma Jigsaw hat ein KI-System namens Perspective entwickelt, das Pöbeleien automatisiert identifizieren soll. Unter anderem Wikipedia und die New York Times haben dies bereits erprobt. Auch Mozilla arbeitet an einem ähnlichen Projekt namens Coral. (axk)