Volksvertreter kritisiert Internetzensur in China: "nicht normal"

In ungewohnter Offenheit kritisiert ein chinesischer Volksvertreter die Internetzensur in seinem Land und warnt vor den Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 49 Kommentare lesen
Internetzensur

(Bild: dpa, Adrian Bradshaw)

Lesezeit: 1 Min.
Von
  • dpa

Ein hoher chinesischer Volksvertreter hat die massiven Blockaden und die langsame Geschwindigkeit des Internets in China kritisiert. Der Vizevorsitzende der Konsultativkonferenz, Luo Fuhe, der den Rang eines Staatsführers bekleidet, warnte vor "großen Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung und die wissenschaftliche Forschung", wie die Nachrichtenagentur China News berichtete. Er reichte einen formellen Vorschlag zur Beschleunigung des Zugangs ausländischer Webseiten ein.

"Es ist nicht normal, wenn ziemlich viele Forscher Programme kaufen müssen, die ihnen helfen, die Internetblockaden zu umgehen, um ihre wissenschaftlichen Forschungsaufgaben abzuschließen", sagte der frühere Akademiker Luo Fuhe in ungewöhnlicher Offenheit über die in China weit verbreitete Tunnelsoftware, mit der die Internetzensur umgangen werden kann.

Mit der "Großen Firewall" blockiert Chinas Zensur viele ausländische Webseiten, soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder YouTube sowie alle Google-Dienste. Auch wird die VPN-Software zur Umgehung der Sperren torpediert, was die Benutzung erschwert. Die Zensur und geringe Internetgeschwindigkeit werden auch von ausländischen Unternehmen immer wieder als Hindernisse für ihre Geschäfte und Investitionen in China genannt.

Die beratende Konsultativkonferenz begann ihre diesjährige Sitzung am Freitag. Das Gremium verdienter Persönlichkeiten tagt neben dem Volkskongress, der am Sonntag seine Plenarsitzung eröffnet. (akr)