E-Mail aus dem All

Das Netzwerkprotokoll TCP/IP wird den Anforderungen eines interplanetaren Kommunikationsnetzes nicht gerecht. Eine von Vint Cerf geleitete Arbeitsgruppe hat deshalb einen Entwurf für ein interplanetarísches Netzwerk vorgelegt.

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Von
  • Dorothee Wiegand

Das Netzwerkprotokoll TCP/IP wird den Anforderungen eines interplanetaren Kommunikationsnetzes nicht gerecht – so lautet die Kernaussage eines Arbeitspapiers, das der Internet Engeneering Task Force (IETF) jetzt vorgelegt wurde. Das DARPA InterPlaNetary Internet (IPN) Project hat deshalb eine Architectural Definition für ein künftiges Interplanetary Internet (IPN) veröffentlicht. Noch dieses Jahr soll das Konzept in einem Testnetzwerk erprobt werden. Ein erster Praxistest ist im Rahmen der Mars-Erkundung vorgesehen, die die NASA im Jahr 2003 durchführen will.

Das achtköpfige Autorenteam des Arbeitspapiers, dem auch drei NASA-Mitarbeiter angehören, steht unter der Leitung von Vinton Cerf vom Worldcom/Jet Propulsion Laboratory, der maßgeblich für die TCP/IP-Standardisierung verantwortlich war. Entsprechend groß ist das Interesse an dem Projekt sowohl bei der NASA als auch der DARPA. Von beiden Institutionen wird die Arbeit am IPN-Protokoll finanziell unterstützt.

Zwei offensichtlichen Kennzeichen der interplanetaren Kommunikation muß das neue Protokoll gerecht werden: den sehr großen Entfernungen zwischen den Planeten sowie der ständigen Änderung der Konstellation. Während ein Datenpaket in Bruchteilen von Sekunden die Erde umrunden kann, dauert die Datenübertragung von der Erde zum Mars und zurück zwischen acht und 44 Minuten, je nachdem, welche Entfernung die beiden Planeten gerade zueinander haben. Zurzeit erfolgen solche Datenübertragungen über das Deep Space Network (DSN) der NASA. Dessen Kapazitäten sind schon jetzt erschöpft.

Der Entwurf für das Interplanetary Internet (IPN) sieht vor, Standard-TCP/IP-Datenpakete an sogenannten Interplanetary Gateways in das künftige IPN-Format umzuwandeln. Der weitere Transport der Daten erfolgt über ein Netz solcher Gateways. Jedes Gateway behält die weitergeleiteten Daten dabei solange im Speicher, bis die erfolgreiche Weitergabe bestätigt wurde ("store-and-forward"-Methode). Dies entspricht in den Grundzügen dem Verfahren, das für den Transport von E-Mails eingesetzt wird ("Pony Express model"). (dwi)