Pleiten, Pech und Pannen bei der Kommunalwahl in Hessen

Falsche Wahlergebnisse durch Computer-Fehler, DoS-Attacken und müßige Wahlhelfer sorgten für viel Aufregung bei der hessischen Kommunalwahl.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rolf Schraa
  • dpa

Falsche Kreiswahlergebnisse wegen einer fehlerhaften Computerkennung, eine handfeste DoS-Attacke auf den Wahlrechner, die nur mit Mühe abgewehrt werden konnte, unlustige Wahlhelfer, die ihre Wahlurne einfach unausgezählt abgaben – die erste Kommunalwahl in Hessen mit dem aufwendigen Kumulieren und Panaschieren brachte am Sonntagabend auch manche Panne.

Vor allem bei der Auszählung der 21 hessischen Kreistagsergebnisse hatte der Chef des Statistischen Landesamtes, Eckart Hohmann, sich offenbar deutlich verrechnet. Gegen 0.30 Uhr wollte er ein Landestrendergebnis aus Kreisen und Großstädten vorlegen. Kurz nach Mitternacht musste er nach hektischen Handytelefonaten die wartenden Journalisten unverrichteter Dinge nach Hause schicken. Zu diesem Zeitpunkt lag in Wiesbaden noch kein einziges zuverlässiges Kreistagsergebnis vor. Offenbar kostete das Zählen der vorab oft als Tischdecken oder Zelte verspotteten Riesen-Stimmzettel doch weit mehr Zeit als geplant.

Stattdessen hatte das Landesamt gegen 22.30 Uhr für fünf Kreise falsche Ergebnisse gemeldet, die der SPD zum Beispiel im Rheingau-Taunus und im Main-Kinzig-Kreis spektakuläre Gewinne zusprachen. SPD-Bezirkschef Gerhard Bökel lobte den Erfolg in Interviews gerade in den höchsten Tönen, als der SPD-Pressesprecher mit der Korrekturmeldung hereinkam. Bökel musste sein laufendes Interview abbrechen. Einzelne Gemeinden hätten den falschen Computerschlüssel verwendet und seien damit fälschlicherweise als Kreisergebnisse erfasst worden, erklärte Hohmann am Montag. Dies sei aber schnell aufgefallen und korrigiert worden.

Wer die Wahl über das Internet verfolgen wollte, bekam in der spannendsten Zeit zwischen 21.00 und 22.30 Uhr ständig Fehlermeldungen statt Ergebnisse. Der für viel Geld gegen Angriffe geschützte Rechner des Statistischen Landesamtes musste in höchster Not mit Hilfe eines Firewall gegen Zugriffe von außen abgeschottet werden. Angreifer hätten Denial-of-Service-Attacken mit bis zu 5.000 Zugriffen gleichzeitig gestartet, um den Rechner zum Absturz zu bringen, erklärte Hohmann. "Da hat der Server schon ganz schön gequalmt. Der Firewall hat aber gehalten." Der Rechner des Landesamtes schien trotzdem auch am Montag noch lädiert. Der Zugriff funktionierte nur mit extremen Wartezeiten oder gar nicht.

Neben Hightech-Problemen kämpften die Wahlvorstände auch mit irdischen Schwächen der Wahlhelfer. In der Kasseler Nordstadt hätten sieben Wahlhelfer ihre Stimmen einfach nicht gezählt, sondern die Urne komplett ins Rathaus gebracht und dort unbearbeitet abgeliefert, teilte die Stadt mit. Die Stimmen konnten deshalb am Abend nicht mehr erfasst werden. Auf die Ergebnisse des Kreises Bergstraße warteten die Statistiker ebenfalls vergeblich. Die Stimmen seien zwar am Sonntagabend ausgezählt worden, die Faxübertragung habe aber nicht auf Anhieb geklappt, berichtete Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel. "Da sind die Bergsträßler einfach nach Hause gegangen und haben sich gesagt: Versuchen wir's halt am Montag noch mal."

Trotz aller Pannen zog Hohmann letztlich eine positive Bilanz: Das kompliziertere Wahlsystem habe für die Erfassung der Trendergebnisse keine wesentliche Rolle gespielt, resümierte er am Montag. allerdings fehlten auch am Tag eins nach der Wahl für Frankfurt noch einige Wahlbezirke. "Das hätte bis heute Abend gedauert. Das wollte ich ihnen nicht zumuten", sagte Hohmann. (Rolf Schraa, dpa) / (hag)