Reaktionen auf Vault 7 von Wikileaks: Fake-Hacks und sichere Verschlüsselung

Die Wikileaks-Veröffentlichungen von CIA-Dokumenten werden politisch verwertet. Rechte und Verschwörungstheoretiker in den USA sehen den Beweis, dass die CIA den Wahlkampf beeinflusst hat. IT-Firmen versichern derweil, dass ihre Produkte sicher sind.

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Reaktionen auf Vault 7 von Wikileaks: Fake-Hacks und sichere Verschlüsselung
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Von
  • Detlef Borchers

Nach der von Wikileaks betriebenen Veröffentlichung eines CIA-Wikis betonen IT-Firmen wie Apple oder Open Whisper Systems (Signal), dass ihre Geräte beziehungsweise Anwendungen sicher sind. Angesichts der Enthüllungen darüber, wie CIA-Programmierer Schwachstellen ausnutzen, Geräte hacken und Spuren verwischen, trumpft die US-amerikanische Alt-Right-Bewegung auf: Vault 7 beweise, dass die "russischen Hacker" CIA-Leute sind und somit der "tiefe Staat" im Wahlkampf versucht habe, Donald Trump russische Kontakte anzudichten.

Noch steht die Auswertung der von Wikileaks veröffentlichten CIA-Dokumente ganz am Anfang, doch bereits jetzt zeichnet sich ab, dass das Material politisch genutzt wird. So hat Milo Yiannopoulis, ein Vordenker der Alt-Right-Bewegung eine Zusammenfassung von Vault 7 veröffentlicht, die die Gefährlichkeit der CIA zeigen soll. Noch weiter geht der Verschwörungstheoretiker Alex Jones, der auf seiner Infowars-Seite das CIA-Projekt Umbrage als Beweis wertet, dass CIA-Programmierer Cyber-Angriffe so getarnt haben, dass sie als Werk russischer Hacker erschienen. Die Schlussfolgerung daraus: Die CIA produziert russische Fake-Hacks, um Trump zu schaden. Auf diese Weise manifestiere sich der "tiefe Staat", der Trump bei allen Schritten behindere.

In diesem Sinne wäre das Timing von Wikileaks, das lang angekündigte Vault-Material jetzt zu veröffentlichen, ein Unterstützungsversuch für Trump. Für Wikileaks-Chef Julian Assange scheint der Fokus auf einem anderen Staat zu liegen. Bereits in der Einleitung der Pressemitteilung über Vault 7 wird auf die zuvor veröffentlichten Papiere verwiesen, nach denen die CIA die französischen Wahlen anno 2012 beeinflusst haben soll. In dieser Lesart könnten die jüngst beklagten Cyber-Angriffe russischer Hacker in Frankreich ebenfalls dem US-Auslandsgeheimdienst zugeordnet ("attribuiert") werden, deutet die Pressemitteilung an.

Einige Firmen, die in den Vault 7-Dokumenten genannt werden, haben bereits auf die Veröffentlichung reagiert. Apple erklärte, dass die meisten in Vault 7 genannten Schwachstellen und Sicherheitslücken von Apple bereits geschlossen worden seien. Open Whisper Systems, die Firma, die für Whatsapp und Signal die Verschlüsselungskomponente liefert, meldete sich per Twitter zu Wort: Die Dokumente lieferten keine Informationen, dass die Verschlüsselung unsicher sei. Vielmehr versuche die CIA-Malware, sich auf Smartphones zu installieren, um vor oder nach der Entschlüsselung Informationen abzufangen. So gesehen sei die Verschlüsselungstechnik insgesamt erfolgreich, weil sie den Geheimdienst dazu zwinge, riskante Aktionen durchzuführen, die entdeckt werden können.

In einer der ersten deutschen Reaktionen hat der Grünen-Politiker Konstantin von Notz im ARD-Morgenmagazin "rechtsstaatliche Regeln für IT-Sicherheit" gefordert. Die CIA-Dokumente zeigten, dass es "Hintertüren in unser aller Kommunikationswelt" gebe. Doch dies sei nicht allein ein Werk der CIA: "Diese Dinge werden natürlich auch von russischen Diensten gemacht, aber auch von deutschen Diensten." Im Falle von Terrorismus-Abwehr könne IT-Spionage legitim sein, doch 90 Prozent der Geheimdienstarbeit befasse sich mit anderen Zielen, erklärte von Notz. (mho)