Toshiba erwägt Verkauf von US-Atomsparte

Wegen Verzögerungen und Kostenüberschreitungen beim Bau von Atomkraftwerken will Toshiba sich von seiner US-Atomsparte trennen. Erst Anfang des Jahres hatte der Elektronikkonzern den Verkauf von Anteilen am Chipgeschäft angekündigt.

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Toshibaschriftzug vor dunklen Wolken

(Bild: Ishikawa Ken, CC BY-SA 2.0)

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Von
  • dpa

Der angeschlagene japanische Technologiekonzern Toshiba will sich nach massiven Problemen von seiner US-Atomsparte trennen. Das Unternehmen erwäge den Verkauf der Mehrheitsanteile an der Tochter Westinghouse, teilte Toshiba mit. Die Finanzaufsicht erlaubte dem Konzern, die Vorlage der Quartalszahlen wegen der Probleme bei der US-Sparte erneut zu verschieben.

Die nächste Frist zur Vorlage der Zahlen für die ersten neun Monate des bis Ende März laufenden Geschäftsjahres ist der 11. April. Kann Toshiba auch diese Frist nicht einhalten, droht die Streichung vom Börsenzettel. Der Konzern entschuldigte sich am Dienstag bei den Anteilseignern und Investoren. Die Probleme der US-Atomsparte haben ein gewaltiges Loch in die Bilanz gerissen. Toshiba hatte kürzlich eine Wertberichtigung in Höhe von 721,5 Milliarden Yen (5,9 Milliarden Euro) bekanntgegeben. Verwaltungsratschef Shigenori Shiga trat zurück.

Auslöser für die Wertberichtigung sind Verzögerungen und Kostenüberschreitungen beim Bau von Atomkraftwerken in den USA. Die Japaner hatten den US-Atomkonzern Westinghouse für mehr als fünf Milliarden Dollar gekauft und dieser hatte wiederum die Spezialbaufirma Stone & Webster übernommen, auf die sich die Abschreibungen zum großen Teil beziehen. Mit dem Einstieg in das für stabil gehaltene Atomgeschäft in den USA im Jahr 2006 wollte Toshiba eigentlich die Schwankungen des Elektronik-Markts abfedern.

Erst im Januar hatte Toshiba angekündigt, das Geschäft mit Speicherchips abzuspalten. Als potenzielle Käufer werden unter anderem Foxconn und TSMC gehandelt. Nach einem Bilanzskandal 2015 hatte Toshiba bereits im März 2016 sein Geschäft mit Medizintechnik für rund 666 Milliarden Yen (5,3 Milliarden Euro) an Canon verkauft. Jetzt wollen die Japaner die Atomsparte möglichst schnell aus den Büchern bekommen. Die Aktie zog in Reaktion auf einen möglichen Verkauf von Westinghouse an und schloss um einen Yen höher bei 215,9 Yen (1,76 Euro). Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Toshiba mit einem Verlust von 390 Milliarden Yen (3,2 Milliarden Euro) statt zuvor erwarteter 145 Milliarden Yen (1,2 Milliarden Euro) Gewinn. (msi)