Funkende Plakate aus Washington

Forscher aus Washington haben demonstriert, wie Plakate mehr vermitteln können, als nur die aufgedruckte Botschaft. Mithilfe einer kleinen Sendeanlage spielen sie über eigene Frequenzen auch Musik ab.

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Von
  • Marco Lehner
Inhaltsverzeichnis

An einer Bushaltestelle in Washington hängt ein Werbeplakat, das beinahe lebendig ist. Zwar bewegen sich die zwei Cellisten und der Geiger auf dem Plakat nicht wie im Film, doch wer mit seinem eingeschaltetem Radio an ihnen vorbeiläuft, hört einen kurzen Liedausschnitt, wenn er auf die richtige Frequenz wechselt. Verantwortlich dafür ist eine kleine Sendeanlage, die sich auf der Rückseite des Plakats befindet. Entwickelt haben sie Forscher aus Washington.

Das Besondere an der Sendeanlage ist der geringe Energieverbrauch. Das Funksignal zu verbreiten, ist bei konventionellen Anlagen der energieintensivste Arbeitsschritt. Die Anlage der Washingtoner macht es sich zu Nutze, dass die Luft ohnehin voller Radiowellen ist. Diese werden wie Lichtstrahlen von Oberflächen reflektiert. Doch das Plakat der Washingtoner Forscher reflektiert die Radiowellen nicht einfach, es wandelt sie zuvor um.

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Die Radiowellen in der Luft werden ummoduliert, indem Teile reflektiert und andere absorbiert werden. So wird die Botschaft des Plakats auf die Radiowellen in der Luft übertragen und der Frequenzbereich auf ein unbenutztes Band verschoben. "Wir senden unsere Nachrichten auf angrenzenden Frequenzen, die kein anderer Sender benutzt – so können wir unsere Sendung huckepack auf bestehenden Sendern transportieren, ohne die eigentliche Sendung zu stören", beschreibt Co-Autor Joshua Smith die Funktionsweise. Die Voraussetzung ist allerdings, dass man zuerst den Sender wechseln muss, um die Nachricht des Plakats hören zu können.

Gerade elf Mikrowatt braucht die Sendeanlage, wenig genug um mit einer einzigen Knopfzelle jahrelang zu senden. Laut den Forschern reicht auch eine kleine Solarzelle aus, um die Sendeanlage zu betreiben. Mit einem Autoradio kann das Signal aus bis zu 18 Metern Entfernung empfangen werden, mit einem Smartphone wegen der kleineren Antenne immerhin noch aus dreieinhalb Metern.

Mit dieser Technik können nicht nur Radioprogramme übertragen werden. Sie eignet sich auch für die Datenübertragung. Dafür muss auf dem Smartphone allerdings eine entsprechende App installiert sein. Die Datenrate des Senders liegt allerdings nur bei 3,2 Kilobit pro Sekunde. Der Download einer mp3-Datei würde bei dieser Geschwindigkeit knapp über zwei Stunden dauern.

Die Forscher sehen in der Werbung nur einen kleinen Bereich möglicher Anwendungen.
"Wir wollen smarte Städte und Stoffe ermöglichen, in welchen Alltagsgegenstände – egal ob Plakate, Straßenschilder oder auch das T-Shirt, das du trägst – mit deinem Auto oder Smartphone kommunizieren können", fasst der leitende Professor Shyam Gollakota die Ambitionen der Forschergruppe zusammen. Bei der Kommunikation zwischen Maschinen wären die Datenmengen geringer und die geringe Datenrate ein kleinerer Nachteil, der hinter der geringen Energieaufnahme verschwindet. Die Forscher haben dasselbe Prinzip im letzten Jahr bereits auf WLAN angewandt.

(jle)