Sprung auf den Desktop für Linux zu hoch

Die Linux-Revolution findet nicht auf dem Desktop statt, behauptet Peter Galli in einem kontroversen Artikel.

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Von
  • Oliver Diedrich

"Linux auf dem Desktop ist tot". Das behauptet Peter Galli in einem Artikel auf ZDNet. Als Beleg dient ihm vor allem die Pleite von Eazel in der vergangenen Woche – wobei man durchaus darüber streiten kann, ob dem Konkurs eines IT-Startups in diesen Tagen so viel Bedeutung beigemessen werden kann. Zumindest zeigt Eazel, angetreten mit dem Ziel, einen benutzerfreundlichen Linux-Desktop zu schaffen, dass das Geld auch in diesem Bereich nicht auf der Straße liegt – allen Vorschusslorbeeren zum Trotz.

Dell, im vergangenen Jahr mit markigen Sprüchen wie "Linux wird unser Unix" ins Linux-(Server-)Geschäft eingestiegen, legte gleich noch eins nach. Steve Smith, bei Dell für Client-Systeme in Europa zuständig, sieht Linux als "technisches Betriebssystem", das "nicht für Anfänger ausgelegt ist". Zwar verkaufe der PC-Hersteller ausreichend viele Linux-Workstations, um diese Sparte nicht aufzugeben, ein echtes Massengeschäft sehe man jedoch nicht. Möglicherweise stößt Dell auch nur die eigene Investition in Eazel sauer auf.

Der unbezweifelbar größere Erfolg von Linux im Serverbereich entbehrt nicht einer gewissen Ironie, ging es Linus Torvalds doch ursprünglich nur darum, ein Unix-ähnliches Betriebssystem für seinen eigenen PC zu schaffen. Dass auch die frühen Linux-Adepten eher am Desktop als am Server interessiert waren, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass das grafische Fenstersystem X11 lange vor dem Netzwerkbetrieb funktionierte.

So gab es denn auch reichlich Widerspruch: Von osOpinion bis LinuxPlanet fühlten sich Linux-Fans berufen, gegen die These "Linux auf dem Desktop ist tot" zu argumentieren. Aber trotz aller Fortschritte bei populären, aktiven Desktop-Projekten wie KDE oder Gnome – ein bisschen wirkt die Prophezeiung "Linux erobert den Desktop" immer noch wie ein uneingelöster Scheck auf die Zukunft. Im Prinzip kann Linux auf dem Desktop längst mithalten; und dennoch laufen aktuellen Zahlen des Markforschungsunternehmens IDC zufolge nach wie vor über 90 Prozent der Desktops unter einem Betriebssystem aus Redmond. (odi)