Google: Neue Richtlinien gegen Hassbeiträge und "Fake News"

Google geht mit neuen Richtlinien gegen falsche Informationen, Hassbeiträge und Rassismus in seinen Suchergebnissen vor. Qualitätsprüfer kennzeichnen diese Inhalte nun gesondert, damit sie der Google-Algorithmus künftig besser erkennen kann.

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(Bild: dpa, Lukas Schulze)

Lesezeit: 3 Min.

Google hat neue Richtlinien für seine Qualitätsprüfer veröffentlicht: Die Prüfteams sollen künftig gezielt beleidigende, hasserfüllte sowie inakkurate Webseiten erkennen und als "offensive" (beleidigend) kennzeichnen, berichtet das Fachblog Search Engine Roundtable. Betroffen sind zwar nur 0,1 Prozent der Ergebnisse, sagte Google-Entwickler Paul Haahr. Doch es sei ein "wichtiges Problem", das Google nun angeht. Die Maßnahme richtet sich auch gegen "Fake News", wenngleich Google den Begriff bewusst vermeidet, weil er zu vage sei, erklärte Haahr weiter.

Für Google arbeiten weltweit mehr als 10.000 unabhängige Qualitätsprüfer. Sie markieren beispielsweise auch Webseiten mit pornografischen Inhalten. Die Prüfer können die Suchergebnisse aber nicht direkt abstufen, sie senden ihre Bewertung samt Kennzeichnungen ("Porn: Yes, Upsetting-Offensive: No") lediglich an Google zurück. Dort verwenden Programmierer die Informationen bei der Algorithmus-Entwicklung. Auch fürs maschinelle Lernen sind die Bewertungen wertvolles Trainingsmaterial. Die KI soll so lernen, beleidigende und rassistische Inhalte besser zu erkennen.

Google zensiert diese Beiträge aber nicht: Stuft der Algorithmus eine Webseite als "beleidigend" ein, wird sie abgewertet. In den Suchergebnissen ist sie weiterhin zu finden – aber erst auf den hinteren Plätzen. Google dürfe nicht verhindern, dass bestimmte Inhalte nicht gefunden werden, findet Paul Haahr.

Ausschnitt aus den neuen Google-Richtlinien für Qualitätsprüfer. Das Beispiel zeigt, wann ein Suchergebnis als "Upsetting-Offensive" einzustufen ist.

(Bild: Google)

Das 160-seitige Dokument (PDF) gibt den Qualitätsprüfern einige konkrete Beispiele an die Hand: So sei die Webseite mit dem Titel "Top 10 reasons why the holocaust didn't happen" als "Upsetting-Offensive" zu markieren. Tippt ein Google-Nutzer "holocaust history" in die Suche ein, wird die markierte Webseite nachrangig in den Suchergebnissen aufgelistet.

Google hat die neuen Richtlinien bereits mit einigen Qualitätsprüfern getestet, berichtet Search Engine Land. Die Daten verwendete Google im Dezember, als es darum ging, "offensive content" zum Suchbegriff "did the Holocaust happen" zu reduzieren. Die Ergebnisse für diesen bestimmten Suchbegriff haben sich tatsächlich verbessert. In vielen anderen Themenbereichen sind die Suchergebnisse aber weiterhin durchzogen mit falschen Informationen sowie rassischtischen und beleidigenden Inhalten, stellte Search Engine Land fest. Paul Haahr gab zu, dass die Bemühungen keine perfekten Resultate liefern würden. Google hoffe aber auf große Verbesserungen. Haahr glaubt, dass die Qualitätsprüfer dabei helfen, den Algorithmus im Umgang mit "problematischen Ergebnissen" weiter zu verbessern.

Online-Dienste wie Google und Facebook geraten wegen "Fake News", Hassbotschaften und Beleidigungen immer mehr unter Druck: Jüngst stelle Bundesjustizminister Heiko Maas einen Gesetzentwurf gegen "Fake News und Hate Speech" vor, der hohe Bußgelder vorsieht. "Wir müssen den Druck auf die sozialen Netzwerke weiter erhöhen", forderte Maas. Auch deutsche Medienwächter wollen nicht länger machtlos zuschauen, wie sich Fake News im Netz verbreiten. (dbe)