embedded world: Kleinserienproduktion dank Einplatinencomputer
Einplatinencomputer ermöglichen selbst kleinen Unternehmen das günstige Entwickeln von Embedded-Systemen in Prototyp-Stückzahlen. Programmierer und Entwickler konnten diesem Trend auf der embedded world nachspüren.
- Tam Hanna
Die auch von Hobbyisten gerne genutzten Kleinstcomputer wie Raspberry Pi und Co. ersparen Entwicklern das extrem aufwendige direkte Hantieren mit "Systems on a Chip" (SOC). Solche aus Prozessrechner, Software und etwas Hardware bestehenden Systeme lassen sich preiswert implementieren – Kleinserien mit leistungsfähigen Prozessoren entstehen für wenig Geld.
Dem kommt dank des Konkurrenzkampfs der Distributoren ein Trend zu kleineren Bestellmengen entgegen: Die einst für ihre immens hohen Mindestordermengen bekannten asiatischen Aussteller der Nürnberger embedded world sind nun durch die Bank für Aufträge im Bereich ab 100 Stück zugänglich. Etablierte Distributoren reagieren darauf mit Verbesserungen des Kundenservice: Der Distributor von morgen sieht sich nicht mehr als "Dumb Warehouse", sondern entwickelt vielmehr Lösungen für seine Kunden. E-Mails an den normalen Kundenservice bringen normalerweise technisch fundierte Antworten.
Ein amüsanter Nebeneffekt des Kleinserien-Trends besteht darin, dass Distributoren und Hersteller bisweilen Hand in Hand gehen: So war Microchip sowohl mit einem eigenen Stand als auch bei diversen Distributoren anwesend – für Anwender ein Geschenk, denn sie können auf beiden Seiten Ansprechpartner finden. Beim Distributor kommt zudem die Option hinzu, dass man sich regelmäßig über Konkurrenzprodukte informieren kann – die Embedded-Branche ist überschaubar.
Es geht billiger
Im Bereich der Messtechnik zeigt der Trend ebenfalls nach unten: Der Gebrauchtmarkt ist nicht mehr die einzige Quelle für günstiges, leistungsfähiges Equipment. Rohde & Schwarz, ein Hersteller von Messtechnik für Funkkommunikation und IT-Sicherheit, zeigte ein – für seine Verhältnisse – preiswertes Portfolio aus Oszilloskop, Labornetzteil und Spektralanalysator zu Einstiegspreisen ab 3000 Euro. Rigol brachte eine für Entwickler von Netzgeräten immens hilfreiche elektronische Last für unter 500 Euro, während Siglent und GW Instek ihre Einstiegsklasse auffrischten.
Embedded World 2017 (8 Bilder)
Apropos Netzgeräte: Die Zeit des selbstgebauten Schaltreglers geht zu Ende, zumindest im Bereich kleiner Ströme und Spannungen. Die Zukunft gehört Power Modules, die in vielen Fällen sogar Induktor und Kondensator mitbringen – das oft haarige Design des Layouts entfällt. Bis zu einem gewissen Grad gilt das auch für Funkmodule und Antennen: Leider nehmen Hersteller das Problem des für Einzelentwickler haarigen Realisierens von "Impedance Matching" noch nicht ernst; Module mit Antennenanschluss sind teuer oder selten.
Fertige mich
Nach der Fertigstellung des Designs stehen Entwickler vor der Frage, wie man es unter die Leute bringt. Der erste Schritt besteht im Fertigen einer Platine – diverse Anbieter liefern sie in Prototypenmenge, was zur Senkung der Kosten beiträgt. Bei LPKF gibt es ab etwa 10.000 Euro Fräsen, die das Erzeugen von Platinen erleichtern. Eine Bestückung allerdings offerieren derzeit nur wenige Anbieter, und sie ist vergleichsweise teuer. Auch im Bereich der Gehäuse gibt es Neuerungen: Vorgefertigte Kunststoffgehäuse kosten wenige Euro, mit ein paar Bohrungen und Ausschnitten sind Preise ab zehn bis zwanzig Euro zu erwarten. (ane)