Urin-Tomaten im Weltraum

Um Pflanzen im Weltraum besser züchten zu können, testen Forscher des DLR einen speziellen Filter. Der soll menschlichen Urin zu einem Nährstofflieferanten für Tomaten im All machen.

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Von
  • Marco Lehner

Im Buch "Der Marsianer" lebt der Protagonist von Kartoffeln, die er auf Marsboden züchtet, den er mit seinen Fäkalien angereichert hat. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat ein ähnliches Projekt gestartet, um die Besatzung bei langen Missionen im Weltraum mit Nahrungsmitteln zu versorgen: Es sollen Tomaten mit dem Urin der Astronauten gezüchtet werden. Bis jetzt ist das nur mit recht anspruchslosem Salat gelungen, der auf einem Nährstoffkissen gewachsen war.

Um den Urin allerdings als Nährstofflieferant für Pflanzen nutzen zu können, setzt das DLR einen Rieselfilter namens C.R.O.P. ein, denn Urin beinhaltet giftigen Ammoniak. Der Filter besteht aus grobporigem Lavagestein, das vorher mit getrockneter Erde behandelt wurde. In der Erde befinden sich Mikroorganismen, die das Ammoniak im Urin zu Nitrat umwandeln. Das können die Tomaten dann als Nährstoff verwenden.

Zur Zeit forscht das DLR noch in Köln an der Tomatenzucht. In der zweiten Hälfte diesen Jahres soll bereits ein Forschungssatellit mit zwei Gewächshäusern in den Orbit starten. "Wir simulieren und testen letztendlich Gewächshäuser, die auf Mond oder Mars im Inneren eines Habitats stehen könnten", meint Jens Hauslage, Biologe beim DLR.

Dabei ist es wichtig, die verschieden starke Gravitation auf Mond und Mars zu berücksichtigen. Die Gravitation ist für das Wachstum wichtig, weil Pflanzen sich an ihr orientieren, um die Wuchsrichtung ihrer Wurzeln zu bestimmen. Der Mond hat etwa ein Sechstel der Erdanziehung, der Mars ein Drittel.
Die Schwerkraft wird in dem Forschungssatelliten durch Rotation erzeugt. Nach dem Plan des DLR wird der Satellit zuerst ein halbes Jahr die Schwerkraft des Mondes simulieren. Danach wird das zweite Gewächshaus aktiviert und die doppelte Schwerkraft wird simuliert. Zu diesem Zeitpunkt waren die Samen, die in simulierter Mars-Umgebung wachsen, bereits der Strahlung im Weltraum ausgesetzt. Die Belastung entspricht in etwa der bei einer Reise zum Mars.

Die Forschung des DLR kann nicht nur für kommende Marsmissionen eingesetzt werden. Laut den Forschern können die Erkenntnisse auch auf der Erde für Null-Emissions-Häuser eingesetzt werden. Außerdem können neue Methoden zur Düngung und Frischwasseraufbereitung entwickelt werden. Dass die Weltraum-Tomaten aber eine neue Geschmacks-Sensation sind, bezweifeln Reporter der BBC. Sie haben sie probiert und waren nicht gerade begeistert: "Es ist nicht die beste Tomate, die ich gegessen habe. Die Haut ist hart und die Tomate schmeckt ein bisschen bitter".

(jle)