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Eröffnung der CeBIT: "Digitalisierung führt zu Demokratisierung"

Die Kanzlerin eröffnet die CeBIT mit mahnenden Worten: Vom digitalen Wandel verunsicherte Menschen dürfe man nicht missachten. Der Bitkom-Chef zeigte sich hoffnungsvoll, dass der digitale Wandel die Gesellschaft zum Besseren verändern könne.

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CeBIT 2017

(Bild: CeBIT, Deutsche Messe AG)

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Von
  • dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die CeBIT mit dem eindringlichen Appell eröffnet, vom digitalen Wandel verunsicherte Menschen nicht zu missachten. Es gehe um "Millionen von Menschen, die zum Teil noch nicht wissen, was sie erwartet", sagte Merkel am Sonntagabend auf dem Messegelände in Hannover. Sie in das neue Zeitalter der Digitalisierung mitzunehmen werde die Politik aber nicht allein schaffen, sagte sie an die Adresse der Industrie. Man müsse unter anderem das Bildungssystem anpassen und zum lebenslangen Lernen kommen.

Gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten des diesjährigen Partnerlandes Japan, Shinzo Abe, will Merkel sich am Montag auf einem traditionellen Messerundgang die diesjährigen Trends anschauen. Auch Abe sprach die sozialen Folgen der Digitalisierung an: "Wir dürfen keine Situation entstehen lassen, in der nur bestimmte Menschen Reichtum anhäufen oder Gesetzlose profitieren."

Europa sei oft langsam bei der Digitalisierung, räumte Merkel ein. "28 Mitgliedstaaten müssen sich natürlich einbringen", erklärte sie. "Aber wir spüren, dass auf der Welt das Tempo hoch ist und mit Japan haben wir einen Freund, der sich dieses hohe Tempo zu Nutzen macht." Europa und Deutschland könnten von Japan lernen, wie man Technologie offen gegenübertrete.

Abe betonte, Japan fürchte sich nicht vor Technologien wie die künstliche Intelligenz: "Dass die Maschinen die Menschen ersetzen könnten, eine derartige Angst gibt es in Japan nicht."

Zugleich sprach sich Merkel erneut für eine schnelle Standardisierung bei der Digitaltechnik aus. "Hier haben wir noch viel zu tun", sagte sie und bekräftigte den Willen zu einem Freihandelsabkommen mit Japan.

Der Präsident des Digital-Branchenverbandes Bitkom, Thorsten Dirks, zeigte sich hoffnungsvoll, dass der digitale Wandel die Gesellschaft zum Besseren verändern könne: "Digitalisierung führt zu Demokratisierung, zu Integration und Austausch, zu Transparenz und zu Teilhabe." Es sei an der Zeit, sich wieder an diese Koordinaten einer offenen und pluralistischen Gesellschaft zu erinnern. "Lassen sie uns mit Digitalisierung Grenzen einreißen und damit ein Zeichen gegen die Spalter in unserer Welt setzen", sagte Dirks.

Die CeBIT will in diesem Jahr neue Technologien wie Roboter, künstliche Intelligenz oder Drohnen in konkreten Anwendungsbeispielen präsentieren. Zu der fünftägigen Veranstaltung mit über 3000 Ausstellern aus 70 Ländern werden ab Montag rund 200.000 Besucher erwartet. Allein aus Japan sind rund 120 Aussteller in Hannover vertreten.

[Update 20.3.2017 08:10]:

Die CeBIT startet am Montag mit dem Versprechen, den digitalen Wandel mit konkreten Beispiel erlebbar zu machen. Bundeskanzlerin Angela Merkel macht am Morgen den traditionellen Messerundgang.

Merkel betonte bei der Eröffnung, es gehe um "Millionen von Menschen, die zum Teil noch nicht wissen, was sie erwartet. Ist das gut für meinen Arbeitsplatz – oder ist das eine Gefahr für meinen Arbeitsplatz? Bin ich in der Lage, dem allem zu folgen – oder wer gibt mir die Bildung dafür? Bin ich ein Datenlieferant und mit meinen Daten wird alles gemacht – oder welchen Schutz habe ich?", umschrieb Merkel die Sorgen.

Menschen in Deutschland stehen vielen neuen Technologien laut einer Studie aber zum Teil deutlich skeptischer gegenüber als der Durchschnitt der Europäer. So könnten sich nur 17 Prozent vorstellen, zu Gunsten elektronischer Zahlungsmittel komplett auf Bargeld zu verzichten. Im europäischen Durchschnitt sind es 37 Prozent, wie eine Umfrage des Forschungszentrums Readie der Innovationsstiftung Nesta ergab. Und nur 22 Prozent in Deutschland hätten schon einmal ein Taxi per App gerufen und bezahlt gegenüber 38 Prozent im Schnitt der Europäer.

Zugleich sind Deutsche und die anderen Europäer ähnlich vorsichtig, wenn es um Roboter geht. In Deutschland können sich 18 Prozent vorstellen, dass ein Roboter sich um ihre Kinder oder Großeltern kümmern würde, im Europa-Schnitt sind es 21 Prozent. Und 31 Prozent in Deutschland würden einem Roboter eine Operation an ihrem Gehirn anvertrauen gegenüber 36 Prozent europaweit. Zugleich wären 48 bzw. 49 Prozent dafür, Roboter und Drohnen statt Menschen auf dem Schlachtfeld einzusetzen. (jk)