Britische Mediziner eröffnen virtuelle Selbsthilfegruppe

In der DIPEx-Datenbank können sich ab heute erstmals Patienten, bei denen eine Krankheit diagnostiziert wurde, über Erfahrungen anderer Patienten mit dieser Krankheit in Bild und Ton informieren.

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Von
  • Andreas Grote

In der DIPEx-Datenbank (Database of Individual Patient Experience) können sich ab heute erstmals Patienten, bei denen eine Krankheit diagnostiziert wurde, über Erfahrungen anderer Patienten mit dieser Krankheit in Bild und Ton informieren.

Die von Medizinern an der Universität Oxford als Non-Profit-Website entwickelte Datenbank soll auf jene Fragen eine Antwort geben, die sich täglich tausende Patienten nach der Diagnose stellen, wenn sie mehr über ihre Krankheit, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten wissen wollen, als die Informationen, die man im knapp bemessenen Arztgespräch erhält. Fragen wie "Wie wird die Krankheit mein Leben verändern und die Beziehung zu meiner Familie, Freunden und Kollegen beeinflussen?" oder "Was bringt mir diese Operation oder diese Medikamente wirklich, und werde ich auch dann noch all das tun können, was ich bisher getan habe?" sollen hier beantwortet werden, indem Patienten mit der gleichen Krankheit ihre Erfahrungen in Form von geführten Interviews in Textform oder als Video schildern. Daneben finden sich auf der Website auch aktuelle medizinische Informationen zur Krankheit und Behandlungsmöglichkeiten sowie Links zu Selbsthilfegruppen.

DIPEx soll aber nicht nur ein virtueller Patientenratgeber sein, sondern dient gleichermaßen als wertvolle Quelle für die Ausbildung von Ärzten und Krankenschwestern. "Ich bin davon überzeugt, dass DIPEx sowohl für die Patientenschaft als auch für die Ärzteschaft einen Gewinn bringt, da hier eine breite Palette von Patientenerfahrungen mit wertvollen Informationen über Krankheiten kombiniert wird, und sie gibt Ärzten und Pflegepersonal einen guten Einblick, was Patienten wirklich interessiert, wenn sie eine Diagnose bekommen", meint die Forscherin und Direktorin von DIPEx Ann McPherson.

Zur Zeit beschränkt sich die Website noch auf die beiden weit verbreiteten Krankheiten Bluthochdruck und Prostatakrebs. Weitere Module auf der Seite sollen jedoch bald folgen. Für das Modul Brustkrebs, das bereits im Herbst starten soll, werden derzeit noch Interviews in England, Wales und Schottland geführt. Bis Januar 2002 sollen dann Module für Darm- und Gebärmutterhalskrebs folgen. Geplant ist auch ein Modul mit Krankheiten, die hauptsächlich Teenager betreffen. Eine Zusammenarbeit mit Ethox (The Oxford Centre for Ethics and Communication in Health Care Practice) mit Förderung der Alzheimer's Disease Society soll dazu beitragen, dass sich später Pflegepersonen oder auch Familienangehörige in DIPEx darüber informieren können, wie andere Pflegepersonen Leute mit Demenz betreuen. Ebenso ist geplant, DIPEx auch auf DVD zu pressen, die dann in öffentlichen Büchereien, Selbsthilfegruppen und in Krankenhäusern ausgeliehen oder eingesehen werden kann. Noch nicht sicher ist, wie das Projekt dann fortgeführt wird. Möglicherweise sollen nach und nach Module für Krankheiten wie Diabetes und weitere Krebsarten, auch die selteneren, ergänzt werden. (Andreas Grote) / (wst)