Computer-Go: Maschinen gewinnen das 5. Densei-Sen-Turnier
Jedes Jahr messen sich die stärksten Programme im asiatischen Strategiespiel Go gegen menschliche Profis. In diesem Jahr war das kein bloßer Schaukampf mehr: Die Maschinen hatten die Oberhand.
(Bild: The University of Electro-Communications, Cognitive Science and Entertainment (E&C) Research Station)
Eine spannende Woche für Computer-Go-Enthusiasten geht zu Ende, und die Maschinen haben sich wacker gegen die Menschen geschlagen. Heute fand in Tokio die fünfte und letzte Ausgabe des Densei-Sen-Turniers statt. Dieses vom japanischen Go-Institut Nihon Kiin zusammen mit der University of Electro-Communications veranstaltete Event diente in den letzten fünf Jahren dazu, die Fortschritte des Computer-Go zu messen, indem man menschliche Profi-Spieler gegen die jeweils besten Computerprogramme antreten ließ. Während diese Partien in den letzten Jahren mit Handicap (Vorgabesteinen für den Computer) ausgetragen wurden und eher den Charakter von Schaukämpfen hatten, spielten die Computer in diesem Jahr erstmals gleichauf.
Das Turnier der Go-Programme, der UEC Cup, fand am vergangenen Wochenende statt. Am heutigen Sonntag trat der japanische Profi Ryo Ichiriki (7p) um 10:30 japanischer Ortszeit zunächst gegen Zen an, das zweitplatzierte Go-Programm. Anschließend traf er um 14:30 auf das Siegerprogramm Fine Art (JueYi).
Zen hat mehr Gebiet
Die erste Partie war ein klarer Sieg für Zen: Das Programm ging früh in Führung und Ichiriki musste nach knapp zwei Stunden aufgeben. Der Kommentator Michael Redmond (9p) meinte kurz vor dem Ende der Partie: "Ich hatte nicht erwartet, dass es für Ichiriki so schlecht läuft, aber es sieht aus, als würde er haushoch verlieren." Das sah der Japaner dann wohl auch so. Dies ist der zweite Erfolg von Zen gegen hochrangige Profis, nachdem das Programm am Donnerstag in der Go-Weltmeisterschaft in Osaka den Japaner Yuta Iyama (9p) besiegt hatte.
Fine Art rechnet besser
Während die Partie gegen Zen mit relativ kurzer Bedenkzeit ausgetragen wurde (30 Minuten plus 30 Sekunden pro Zug Byoyomi), durften Fine Art und Ichiriki in der zweiten Partie etwas länger nachdenken (60 Minuten plus 1 Minute pro Zug Byoyomi). Auch hier spielte der Computer aber schneller, als er gemusst hätte, und hatte noch reichlich Zeit übrig, als der Mensch bereits die Kernbedenkzeit aufgebraucht hatte.
In dieser Partie war lange Zeit keine klare Ăśberlegenheit einer Seite zu erkennen, doch es entwickelte sich ein das halbe Brett umspannendes Semeai (eine Situation, in der zwei Gruppen sich gegenseitig umklammern und ein Wettlauf um Freiheiten darĂĽber entscheidet, welche ĂĽberlebt). Darin unterlief Ichiriki ein Fehler, sodass er nach etwa zwei Stunden Spielzeit auch diese Partie aufgeben musste.
Willkommen an der Weltspitze
Nur ein Jahr, nachdem Google AlphaGo den Top-Profi Lee Sedol 4:1 besiegt hat, haben nun zwei weitere Go-Programme bewiesen, dass sie in der gleichen Liga spielen wie die menschliche Weltspitze. Wie weit AlphaGo wiederum diesen Programmen voraus ist, weiĂź man nicht ... am UEC Cup hat es nicht teilgenommen und sich auch sonst seit Beginn des Jahres nicht mehr blicken lassen. (bo)