Event Horizon Telescope: Erste Abbildung eines Schwarzen Lochs beginnt

Auch wenn es viele Darstellungen gibt, eine reale Abbildung eines Schwarzen Loches existiert nicht. Nun beginnen Forscher mit einem ambitionierten Versuch.

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Event Horizon Telescope: Erste Abbildung eines Schwarzen Lochs beginnt

(Bild: © ESO/M. Kornmesser)

Lesezeit: 3 Min.

Wissenschaftler wollen vom heutigen Dienstag an mit einem weltumspannenden Netzwerk von Teleskopen zehn Tage lang die erste Aufnahme eines Schwarzen Lochs machen. Das Netzwerk des Event Horizon Telescopes soll dazu bis zum 14. April wiederholt auf insgesamt sechs Schwarze Löcher gerichtet werden, teilte das beteiligte Max-Planck-Institut für Radioastronomie mit. Teilnehmende Teleskope stehen am Südpol, in Chile, Spanien, Mexiko und den USA. Die Ergebnisse werden von zwei Supercomputern in Deutschland und in den USA zusammengerechnet.

Primäres Ziel ist das rund 26.000 Lichtjahre entfernte, etwa 4,5 Millionen Sonnenmassen schwere Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie: Sagittarius A*. Das entstehende Bild soll die direkte Umgebung des sogenannten Ereignishorizonts zeigen, verschlingt das Schwarze Loch selbst doch alles – auch Licht. Einfallendes Material wird am Ereignishorizont ("Event Horizon") so stark beschleunigt, dass es intensive Strahlung abgibt. Die sollen die Radioteleskope empfangen. Bis das daraus rekonstruierte Bild veröffentlicht werden dürfte, werden aber Monate vergehen. Die Europäische Südsternwarte, die mit dem ALMA beteiligt ist, will das Projekt mit Blogeinträgen begleiten.

ALMA-Fertigstellung (11 Bilder)

Leuchtspur

Eine Sternschnuppe über dem ALMA in Chile
(Bild: ESO/C. Malin)

Neben Sagittarius A* haben die Forscher noch fünf andere Ziele ausgewählt. So ist die Galaxie M87 zwar 53 Millionen Lichtjahre von uns entfernt, aber das zentrale Schwarze Loch darin könnte mehr als 6 Milliarden Sonnenmassen schwer sein. Diese beiden zentralen Beobachtungsziele werden von Centaurus A ergänzt, einer 13 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie mit zentralem Schwarzen Loch. Auch die 63 Millionen Lichtjahre entfernte elliptische Galaxie NGC 1052 soll abgebildet werden. Mit OJ 287 und 3C 279 sollen darüber hinaus noch zwei 3,5 Milliarden und 5 Milliarden Lichtjahre entfernte Quasare – also aktive Schwarze Löcher in einem Galaxienkern – beobachtet werden.

Die Teilnehmer des historischen Unterfangens.

(Bild: ESO/O. Furtak)

Mit dem Event Horizon Telescope (EHT) wird dafür ein Teleskop simuliert, das dem Umfang der Erde entspricht, erklärt das in Bonn ansässige Max-Planck-Institut laut dpa. "Je größer das Teleskop, desto feinere Details lassen sich beobachten." Die maximale Winkelauflösung des weltumspannenden Radioteleskops liegt demnach bei 26 Mikro-Bogensekunden. "Das entspricht der Größe eines Golfballs auf dem Mond oder der Breite eines menschlichen Haares, gesehen aus 500 Kilometern Entfernung."

So könnte der Schatten eines Schwarzen Lochs aussehen: Das mittlere Bild wird von der Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt, möglich seien aber auch verzerrte Schatten, wie links oder rechts.

(Bild: D. Psaltis and A. Broderick.)

Selbst wenn es mit dem Vorhaben nicht klappen sollte, können die Wissenschaftler aber weiter hoffen: Vom Jahr 2018 an werde ein weiteres Observatorium in das EHT-Projekt einsteigen: NOEMA, ein Observatorium in den französischen Alpen. "Mit seinen zehn hochempfindlichen Antennen wird NOEMA das leistungsfähigste Teleskop des Verbunds auf der nördlichen Hemisphäre sein." (mho)