Lässt sich Mobile Testing auf Tests im Internet der Dinge übertragen?

Beim Internet der Dinge wachsen physische und digitale Welt zunehmend zusammen. Vielfach werden Gegenstände des alltäglichen Lebens mit dem Internet vernetzt, sei es dauerhaft oder zeitweise. Diese Entwicklung wirkt sich speziell auf den Softwaresektor aus, und dieser ist gefragt, angemessen zu reagieren.

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Lässt sich Mobile Testing auf Tests im Internet der Dinge übertragen?
Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Bastian Baumgartner
  • Michael Mlynarski
Inhaltsverzeichnis

Alle, die sich mit dem Thema Qualitätssicherung beschäftigen, stehen vor den folgenden Fragen:

  • Was bedeutet IoT (Internet of Things) für das Testen?
  • Wie kann IoT-Testing aussehen?
  • Welche Use Cases sind zu berücksichtigen?
  • Welche Anforderungen werden Markt und Branche stellen?

Es lässt sich zwar manches aus der bekannten Testwelt übertragen, doch die Autoren sind der Meinung, dass IoT-Testing kein "alter Wein in neuen Schläuchen" ist. Der Artikel diskutiert deswegen die Gemeinsamkeiten zwischen den Domänen IoT und Mobile und stellt geeignete Testmethoden vor. Damit spricht er Tester und Entwickler gleichermaßen an, die gemeinsam an IoT-Anwendungen arbeiten (wollen).

Zentrale Definitionen und Zusammenhänge zum Thema IoT erklärt die folgende Abbildung:

Definition des Internets der Dinge (Abb. 1)

Eine Erwartung besagt, dass sich das Internet der Dinge ähnlich schnell verbreiten wird wie das Internet. Laut Deloitte waren 60 Prozent der verkauften IoT-Devices im Jahr 2015 für die Unternehmensnutzung bestimmt. Somit sind Unternehmen hier die Vorreiter. Während sich derzeit der Großteil der Bevölkerung noch fragt, warum sie all diese Geräte mit dem Internet verbinden sollen, werden sie sich zukünftig fragen: Warum waren diese Gegenstände nicht schon immer mit dem Internet verbunden?

Die Voraussagen für den Verbrauchermarkt zeigen ein hohes Wachstumspotenzial. Eine Studie von IDC (Quelle: Forecast: A Virtuous Circle of Proven Value and Demand, IDC, 2014) geht davon aus, dass die Zahl der verkauften Wearables bis 2019 auf 214 Millionen jährlich anwächst (2015: 80 Mio.). Eine ähnliche Entwicklung wird auch für das Smarthome erwartet. Das Marktvolumen der Hausautomatisierung soll bis 2020 auf 2,5 Milliarden Euro anwachsen. Derzeit werden circa 700 Millionen Euro in Deutschland ausgegeben. Die Anzahl der smarten Haushalte in Deutschland soll 2020 rund 2,4 Millionen betragen.

Bei den vernetzten Dingen selbst gehen die Zahlen ebenfalls deutlich nach oben. Bis 2020, so die Erwartung, wird die Hälfte der Geräte in privaten Haushalten vernetzt sein. Insgesamt könnten weltweit 50 Milliarden vernetzte Geräte in allen Bereichen in Betrieb sein. Ein typischer Haushalt wird im Jahr 2022 bis zu 50 IoT-Geräte benutzen.

Der Schwerpunkt der von den Autoren im letzten Jahr herausgegebenen Marktstudie "How will the Internet of Things challenge (Software) Testing" bildete das Thema "Connected Car". Es hat für das Autoland Deutschland eine hohe Bedeutung und hält ein Mosaik an Aspekten bereit – etwa Elektrofahrzeuge, autonomes Fahren, "Geister"-Taxis von Fahrdienstanbietern und Carsharing-Modelle.

In Westeuropa wurden 2015 13,2 Millionen Neuwagen zugelassen (Deutschland 3,2 Mio.). Wenn man bedenkt, dass ab 2018 jedes Neufahrzeug mit dem sogenannten eCall (emergency call) ausgestattet sein muss, lässt sich leicht erahnen, welche Möglichkeiten und Herausforderungen sich für die Konnektivität allein im Automotive-Bereich ergeben. Bis 2020 soll ein Fünftel der Fahrzeuge (ca. 250 Mio.) vernetzt sein.

Durch die Techniken der Konnektivität kommunizieren die Fahrzeuge mit dem Internet, dem Fahrer und der Umgebung. Die Internetverbindung wird durch eine SIM-Karte gewährleistet, die auf verschiedene Weise im Fahrzeug verbaut sein kann (embedded, tethered oder integrated). So eröffnen sich mehrere Möglichkeiten in den Bereichen Fernsteuerung, Info-/Entertainment sowie Fahrzeug- und Mobilitätsmanagement. Darüber hinaus kann das Fahrzeug Informationen mit anderen IoT-Elementen austauschen, etwa mit der Infrastruktur (Verkehrsmeldungen), mit anderen Fahrzeugen oder mit Dingen im Haus und im Büro. Auch autonomes Fahren ist stark von IoT-Elementen abhängig, sei es durch genaues Kartenmaterial und GPS, sei es durch ausgereifte Mensch-Maschine-Schnittstellen, um nur einige zu nennen. Diese Neuentwicklungen wollen im Vorfeld bestmöglich getestet werden. Abbildung 2 fasst die zu erwartenden Entwicklungen im Bereich Qualitätssicherung für Connected Cars zusammen.

Qualitätssicherung im Kontext von Connetcted Cars (Abb. 2)